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Kino

KC Medien holt Hollywood-Legende nach Deutschland: Peter Bogdanovich dreht in Berlin

Peter Bogdanovich hat in Griechenland und im Studio Berlin Adlershof den Dreh von "The Cat's Meow" abgeschlossen. Der Film ist der erste von zehn Filmen im Rahmen eines Deals zwischen Lions Gate Films und der KC Medien AG. Die Filme mit Budgets zwischen zehn und 15 Mio. Mark sollen überwiegend in Deutschland produziert werden.

Jochen Müller12.01.2001 15:49

Das Budget von "The Cat's Meow" beläuft sich auf etwa 15 Mio. Mark. Koproduzent ist Dan Films, London. Lions Gate, die die US-Verleihrechte halten und für den Weltvertrieb verantwortlich sind, stützen den Film mit einer Verleihgarantie. Für die anderen Territorien sind die Verleihe noch offen. Die Fertigstellung des Films ist rechtzeitig zu den Filmfestspielen in Cannesim Mai vorgesehen. Die Postproduktion findet in Berlin unter der Supervision von Line Producer Martin Hagemann von zero film statt, der auch den kompletten Dreh sowie das Team für "The Cat's Meow" organisiert hat. Nur der auf vier Wochen angesetzte Feinschnitt wird in New York gemacht. Den Auftrag, als ausführender Produzent für "The Cat's Meow" tätig zu werden, erreichte Hagemann erst fünf Wochen vor Drehbeginn. Für Zero Film ist der Job als Line Producer die Möglichkeit, "Geld zu verdienen, keines zu riskieren und viel zu lernen", wie Hagemann es umschreibt. Dies kann Zero Film zweimal im Jahr leisten.

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"The Cat's Meow" spielt am Wochenende um den 15. November 1924 auf der Oneida, der Jacht des Zeitungszaren William Randolph Hearst (Edward Herrmann), die zuvor dem deutschen Kaiser gehörte. Über diese Bootsfahrt zwischen San Pedro und San Diego gibt es viele Geschichten, die u.a. auch von Kenneth Anger in "Hollywood Babylon" erzählt werden. Der Film nimmt "das Gerücht auf, das am häufigsten erzählt wird", wie Regisseur Peter Bogdanovich ("Die letzte Vorstellung", "Is' was, Doc?") berichtet. Orson Welles erzählte Bogdanovich 1969 in einem Interview, dass er diese Geschichte in seinem "Citizen Kane" aufgenommen, aber auf Druck von Hearst wieder herausgenommen habe. Auch wenn im Presseheft die Geschichte als "wahr" bezeichnet wird, ist sie laut Bogdanovich doch fiktional, sie basiert aber auf echten Figuren, denn über die tatsächlichen Geschehnisse an Bord haben alle Beteiligten Stillschweigen bewahrt. An besagtem Wochenende stach Hearst mit einer erlauchten Gesellschaft in See. Darunter auch Charlie Chaplin (Eddie Izzard), der ein Verhältnis mit Hearsts Geliebten Marion Davies hatte. Hearst, der die beiden angeblich im Unterdeck in flagranti ertappte, wollte Chaplin erschießen, traf aber den Produzenten Tom Ince (Cary Elwes), den "Vater des Westerns", dem zu Ehren die Fahrt unternommen worden war. "The Cat's Meow" ist eine umgangssprachliche Umschreibung aus den zwanziger Jahren für einen Superlativ.

Die Außenaufnahmen des Films wurden an acht Tagen in Griechenland gemacht, wo das Licht dem in Kalifornien ähnelt. Die Dreharbeiten waren jedoch von Unwettern begleitet. "Das Wetter hat uns fast das Genick gebrochen", so Hagemann. Bis auf eine Szene im Krematorium des Berliner Bezirks Wilmersdorf entstanden alle Innenaufnahmen im Studio Berlin, wo neben einer kleinen Halle die neue 2400 Quadratmeter große Halle eingeweiht wurde, in der der große Saal der 90-Meter-Yacht Oneida nachgestellt wurde. Die Wahl fiel auf das Studio in Adlershof, weil alle anderen angefragten Studios keine Kapazitäten mehr frei hatten. Hagemann ist sehr zufrieden mit dem "perfekt angelegten Studio", das günstige Preise bietet. "Studio Berlin bemüht sich darum, Produktionen hierher zu bekommen", sagt Hagemann. Während Bogdanovich seinen Film abdrehte, wurden bereits die Sets für die Constantin-Produktion "Resident Evil" im Studio Berlin vorbereitet.

Gedreht wurde "The Cat's Meow" in 30 Tagen auf 35 Millimeter. Die Größe des Teams belief sich inklusive Baubühne auf rund 140 Personen, die alle aus Europa stammen. Kameramann ist der Franzose Bruno Delbonnel ("Betty Blue"), Production Designer Jean-Vincent Puzos. Als einzige deutsche Schauspielerin ist Chiara Schoras in der Rolle eines Starlets zu sehen. Bogdanovich hätte gern mehr deutsche Schauspieler dabei gehabt, was aber an den Sprachkenntnissen gescheitert sei, da keiner akzentfreies Englisch gesprochen habe. Das Drehbuch adaptierte Steven Peros nach seinem eigenen Theaterstück. Bogdanovich sieht den Film, "als eine Geschichte ohne Helden und Bösewichte. Es ist die Geschichte einer schicksalhaften Seereise". Es gehe um Geld, Macht und Erfolg - die Dinge, die die Menschen in ihren verschiedenen Passionen antreiben. ",The Cat's Meow'", so Bogdanovich, "ist keine Geschichte, die man in einer Synopsis zusammenfassen kann, dafür besteht sie zu sehr aus Nuancen." Bogdanovich ist mit der kurzen Drehzeit und dem relativ geringen Budget zufrieden. Er mag die Geschwindigkeit, in der auch TV-Movies gedreht werden, die er in letzter Zeit häufig gemacht hat, und "aus künstlerischen Gründen" sei er "dagegen, viel Geld auszugeben".

Als nächsten Film wird er im Sommer die romantische Komödie "Squirrels to the Nuts" in New York drehen. Danach folgt die Komödie "Wait for Me", die in Wien, Prag, Salzburg und Budapest mit Jerry Lewis und Quentin Tarantino gedreht wird.

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