Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: "Der Bär ist los" ist ein im guten Sinne altmodischer Film.

Dana Vávrová: Er ist ein bisschen gewagt, glaube ich, und hoffe, dass er dadurch auch den Eltern gefällt. Wenn man heute mit Kindern ins Kino geht, weinen sie oft und erschrecken sich in den so genannten Kinderfilmen, gehen aber trotzdem rein, weil es nichts anderes gibt. Ich will mit meinem Film ganz bewusst den Kindern ein ferienähnliches Erlebnis vermitteln, sie sollen ausspannen im Kino. Wir haben "Der Bär ist los" auch in einem Test-Screening gezeigt. Ich fand es bemerkenswert, dass die Eltern vorher fragten, ob es Gewalt gibt in dem Film. Nach der Vorführung bedankten sie sich, dass die Kinder endlich mal keine Angst zu haben brauchten. Die waren begeistert, alle so im Alter von vier bis 15 Jahren.

BF: Wie schwierig waren die Dreharbeiten? Sie haben ja genau das gemacht, wovor alle warnen: Sie haben mit Kindern und Tieren gedreht.

DV: Das war das Beste überhaupt! Die Kinder haben sich blendend verstanden, auch die Sprachbarrieren zwischen den tschechischen und den deutschen Kindern waren schnell überwunden. Es war so, wie ich es früher selbst erlebt habe, als ich in Kinderfilmen spielte. Das waren die schönsten Ferien meines Lebens. Jetzt bei meinem Film waren die Kleinen wunderbar konzentriert, wenn der Bär da war. Das größte Problem war der Affe - Schimpansen vertragen Kinder überhaupt nicht.

BF: Ist es ein wenig wie die Rückkehr zu den Wurzeln?

DV: Ja, buchstäblich - ich habe ein Haus gegenüber der Kneipe, die im Film vorkommt und seit Jahren meine Stammkneipe ist. Ich mag den Böhmerwald sehr gern, war als Kind schon häufig dort in den Ferien. Als Filmkulisse ist die Gegend populär, musste oft für ganz andere Geografien herhalten, "Stalingrad" und "Rama Dama" wurden dort gedreht. Außerdem ist die Grundstory vom Zirkusbären, der auf dem Fahrrad der Postbotin herumradelt, tschechisch und hat sich dort angeblich wirklich ereignet.

BF: Wie schwierig war es, den Film zu finanzieren?

DV: Ziemlich. Drehbuch- und Projektförderung lehnten ab, die Geschichte war ihnen zu altbacken. Da ist man schon geknickt und wird auch unsicher, vielleicht haben sie ja Recht. Das wird sich weisen. Ich war sehr glücklich, als Hanno Huth sagte: Der Film wird gemacht! In Tschechien ist der Dreh auch billiger, in Deutschland hätte sich das Budget von 3,9 Mio. Mark sicher um 1,5 Mio. erhöht. Es sind Referenzgelder von "Comedian Harmonists" und "Hunger" in den Produktionskosten drin.

BF: "Der Bär ist los" ist wieder ein Familienunternehmen.

DV: Mein Schwager spielt auch, den Bürgermeister des Dorfes. Für meine Töchter als Darstellerinnen habe ich mich erst nach einem ausführlichen Casting entschieden. Sie waren in vielen Phasen des Drehbuchschreibens dabei, die Autoren Christoph Stark und Jochen Bitzer haben sich für die Filmfiguren an den Mädchen orientiert. Für mich haben sie die Rolle der Postbotin geschrieben, die ich eigentlich nicht spielen wollte, aber ich habe mich überreden lassen, auch vom Produktionsleiter mit strengem Blick aufs Budget. Es war ziemlich stressig, ohne die Kontrollinstanz des Regisseurs zu spielen. Da habe ich mich auf meinen Kameramann Peter von Haller verlassen.

BF: Gibt es schon ein nächstes Projekt?

DV: Ich habe ein paar Vorstellungen, noch ist allerdings nichts konkret. Gern möchte ich eine Geschichte im Prag von heute drehen. Ich denke da an die Situation der Roma und Sinti, auf die ich vor Jahren durch ein Theaterstück von Bohumil Hrabal aufmerksam wurde und in deren Leben ich durch den Musikberater der Inszenierung Einblicke bekommen habe. Ich bewundere sie sehr und denke, dass da ein spannender Stoff zu finden ist. Erstmal bin ich aber auf der Suche nach einem Autor in Prag.

Dana Vávrová zu "Der Bär ist los'