Blickpunkt:Film

Kino

[Ben Gibson](/person/ben-gibson_c), bis vor kurzem Direktor der [Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin](/company/deutsche-film-und-fernsehakademie-berlin), zu dem Vorfall, der zu seinem Weggang führte, seiner Zeit an der DFFB und seinen Plänen.


Wie würden Sie beschreiben, was geschah, und wie fühlen Sie sich damit?


Ich war das Opfer einer Hass-Attacke, die Angreiferin war außer Rand und Band. Es ging nicht um eine Meinungsverschiedenheit, sondern es war eine reine Hass-Attacke. Sie hat Erfahrung darin und hat das schon öfter gemacht. Als das Ganze über 15 Minuten immer mehr an Dynamik gewann, skandierte sie: "Show us your ass!". Sie wollte, dass ich mich nicht nur als "Anzug", sondern als Mensch zeige. Da befanden wir uns am Rand der Dachterrasse im neunten Stock der DFFB, und es war kein Sicherheitsdienst in der Nähe, der eingreifen oder sie hinauswerfen hätte können. Sie tanzt, zeigt mit dem Finger auf mich, schreit herum. Intuitiv denke ich, dass ich einfach tue, was sie verlangt, um die Situation zu entschärfen. Es ist kaum jemand in der Nähe, als ich kurz meinen Hintern entblöße. Und es funktioniert, sie hört auf und geht. Vier Zeugen bestätigen den Vorfalll, und alles wurde der Polizei gemeldet. Im Nachhinein weiß ich natürlich, dass es dumm war, darauf einzugehen und mich zu entblößen. Zwei, drei Menschen hinter einer Glasscheibe hörten und verstanden von allem nichts, und sahen nur eine obszöne Geste. Ich habe alles erklärt und mich bei meinem Arbeitgeber und der Schule entschuldigt. Das Kuratorium der DFFB musste reagieren und sich damit befassen, was Außenstehende darüber dachten. Ich habe dafür Verständnis - ich hätte das gleiche getan. Was wurde daraus gemacht? Es wurde eine frei erfundene #metoo-Story veröffentlicht: Ben Gibson entblößt sich spontan während einer Unterhaltung mit DFFB-Studenten, bei einer DFFB-Party. Alles komplett unwahr. Aber Berliner Zeitungen und die Filmblogs kochten die Idee hoch, gaben Fakten falsch wieder, ohne zu recherchieren, während der Berlinale und noch in der Woche darauf. In der Zwischenzeit hatten wir uns darauf geeinigt, nichts zu kommentieren. Nach dem 6. März kamen neue Geschichten: Ich sei, kurz gesagt, als Exibitionist gefeuert worden. Auch das ist nicht wahr: Wir haben uns einfach darauf geeinigt, uns zu trennen, und den Vertrag zu verkürzen. Diese Fülle von Missverständnissen und Gerüchten ist wie ein tragikomischer Plot in einem russischen Roman. Für die DFFB und die Studenten, die etwas Besseres verdienen, sind es schlechte Nachrichten. Ich bedauere das zutiefst. Freunde versichern mir, dass ich der öffentlichen Verleumdung und unverdienten Respektlosigkeit standhalten könne, nach 40 guten Jahren im Business, 20 davon in führenden Positionen in der Filmausbildung. Das mag am Ende richtig sein - ich weiß es nicht. Aber ich muss arbeiten. Ich habe Verpflichtungen. Und Fähigkeiten. Das ist wichtig. Es tut mir leid, dass das passiert ist, und ich mich provozieren ließ. Es bleibt ein Fake-Skandal, der von faulen oder inkompetenten Journalisten frei herbei geschrieben wurde. Ihre Fehler haben sie auf meine Kosten gemacht.


Nun endet Ihr Vertrag in diesem Jahr, Sie waren in Gesprächen zur Verlängerung. Es gab die Kampagne einer Fraktion, die das nicht wollte. Wie stehen sie nach der Trennung im gegenseitigen Einvernehmen dazu?


Die Frage kann ich aus rechtlichen Gründen nicht beantworten. Lassen Sie uns einfach sagen, es WAR eine freundschaftliche Trennung. Sie hatten kaum eine andere Wahl.


Wie sehen Sie Ihre Zeit bei der DFFB? Sie haben einige Veränderungen auf den Weg gebracht - was konnten Sie erreichen, was bleibt unvollendet?


Studenten haben großartige Filme gemacht und viele Preise gewonnen. Wir haben sechs hervorragende neue Lehrer hinzugewonnen, das Unterrichten der Gewerke verstärkt, ein permanentes Script-Department sowie ein Schnitt- und Sound-Department eingerichtet. Wir haben Projekte angestoßen: ein spannendes, EU-gefördertes Postgraduate Projekt im Bereich Vertrieb/Einreichungen/Kuratieren/Cinephilie (Next Wave)...

Ben Gibson: "Missverständnisse und Gerüchte"