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Festival

Berlinale-Fazit: Feuertaufe bestanden

Die 70. Berlinale ist Geschichte. Was bleibt, sind kluge Jury-Entscheidungen für ein leidenschaftliches und politisches Kino: Die Bären hätten kaum besser vergeben werden können.

Thomas Schultze01.03.2020 12:52
Starkes Bild: Mohammad Rasoulof auf dem Handy des Produzenten, der Goldene Bär daneben
Starkes Bild: Mohammad Rasoulof auf dem Handy des Produzenten, der Goldene Bär daneben Berlinale / Alexander Janetzko

Am Ende, nach der Verleihung der beiden letzten Preise für "Es gibt kein Böses" von Mohammad Rasoulof und "Niemals selten manchmal immer" von Eliza Hittman, schloss sich der Kreis, war die 70. Berlinale wieder da angelangt, wo sie zehn Tage davor begonnen hatte - und war als Festival wieder ganz bei sich angekommen, als politisches Filmfestival: Cannes und Venedig gehört der Glamour, der Berlinale der politische Anspruch, der feste Glaube an das Kino als Ort der Veränderung. Zehn Tage davor war Jury-Präsident Jeremy Irons zu Beginn der Jury-Pressekonferenz vor die gesammelte Weltpresse getreten und hatte ein Statement verlesen, um der anhaltenden Kritik an seiner Person ein für alle Mal den Wind aus den Segeln zu nehmen und nicht zur Belastung für die Berlinale werden zu lassen, in der es um die Filme, ihre Themen und Geschichten und nicht um die Weltanschauung des Schauspielers gehen sollte. "Lassen Sie mich ein und für allemal klar machen, was meine Ansichten zu diesen besonderen Themen sind", hatte er gesagt. "Erstens unterstütze ich von ganzem Herzen die globale Bewegung, die die Ungleichheit der Rechte von Frauen anspricht und sie beschützt vor missbräuchlicher, schädlicher und respektloser Belästigung sowohl Zuhause wie auch am Arbeitsplatz. Zweitens applaudiere ich dem Recht der gleichgeschlechtlichen Ehe, wo immer sie bereits durchgesetzt wurde (...). Und drittens unterstütze ich von ganzem Herzen das Recht von Frauen auf Abtreibung, sollten sie sich dafür entscheiden. Diese drei menschlichen Rechte sind essenzielle Schritte hin zu einer zivilisierten und menschlichen Gesellschaft, wonach wir alle streben sollten." Dass es sich bei Irons' Worten um mehr als eine persönliche Erklärung handelte, sondern dass sie ganz direkt auch als Leitbild für den Findungsprozess für die Bären zu verstehen waren, weiß man nun, nach der gestrigen Vergabe der Preise beim größten deutschen Filmfestival.

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