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Festival

VENEDIG Tag 4.2: Burn Baby Burn, Drive Baby Drive

Es darf nicht nur Hollywood sein auf der 76. Mostra. Pablo Larrain beweist, warum er längst zu den führenden Größen des anspruchsvollen Weltkinos gehört. Und Haifaa Al-Mansour ist wieder zurück auf vertrautem Terrain.

Thomas Schultze01.09.2019 05:20
Pablo Larrain (l.) ist mit seinem Cast ein wahrhaft feuriger Film gelungen
Pablo Larrain (l.) ist mit seinem Cast ein wahrhaft feuriger Film gelungen La Biennale di Venezia

Zu einem der großen Privilege, auf einem großen Filmfestival Filme sehen zu darf, gehört, dass man neue Gesichter entdecken kann. Mariana Di Girolama ist ein solches Gesicht. Sie spielt die Titelrolle in dem neuen Film des gefeierten chilenischen Regisseurs Pablo Larrain, "Ema", eine junge Frau um die 25 Jahre, die ein Enigma ist, eine rätselhafte Erscheinung - so ziemlich genau das Gegenteil von Jackie Kennedy, die Hauptfigur von Larrains letztem Film, "Jackie: Die First Lady". Manchmal, wenn man sie sieht mit ihren gefärbten kurzen blonden Haaren, die sie so streng nach hinten gekämmt und gegelt hat, dass sie sich auch bei starkem Wind nicht bewegen, wirkt sie wie eine Außerirdische, eine enge Verwandte, des Mannes, der vom Himmel fiel, androgyn und doch weiblich. Sie ist wie das erste Bild des Films, in dem man mitten im menschenleeren nächtlichen Valparaíso eine brennende Ampel sieht, die über der Straße hängt, lichterloh in Flammen stehend. Man kann sie sich nicht so recht erklären. Stellt aber doch bald fest, dass sie immer dann von ihrem Leben überfordert scheint, wenn sie nicht gerade mit ihrer Tanztruppe Reggaeton tanzt, diese sofort in die Beine gehender Musik, deren pumpender Beat Motive des Reggae mit Hiphop und elektronischer Tanzmusik vereint. Ema verliert sich gern. Was nichts Gutes heißt für ihre impulsive Ehe mit dem Choreographen und Leiter ihres Ensembles, Gaston, gespielt von %Gael Garcia Bernal%, und noch schlechter ist für ihre aus einer Schnapsidee heraus getroffenen Entscheidung, einen Jungen zu adoptieren, dem die beiden nicht gewachsen sind. Wenn der Film einsetzt, haben Ema und Gaston den zwölfjährigen Polo wieder abgegeben: Er hat ein Feuer verschuldet, bei dem sich Ema schwere Verbrennungen zugezogen hat, sie wird für immer entstellt bleiben.

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