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Festival

Die Preise in Cannes: Einfach biutiful

So politisch war Cannes noch nie. Explizit hat die Jury um Alejandro Gonzalez Iñárritu die Filme im Wettbewerb ausgezeichnet, die sich leidenschaftlich mit dem Hier und Jetzt auseinandersetzen. Und adelten damit einen Jahrgang, der als große Feier des Kinos und seiner ungebrochenen Vitalität in Erinnerung bleiben wird. Der Versuch einer Einschätzung.

Thomas Schultze26.05.2019 11:54
Alejandro Gonzalez Inarritu erteilte die Preise in Cannes, als wären sie ein neuer Film von ihm
Alejandro Gonzalez Inarritu erteilte die Preise in Cannes, als wären sie ein neuer Film von ihm Kurt Krieger

Vielleicht lohnt sich ein Blick zurück auf "Babel" und "Biutiful", die beiden Filme von Alejandro Gonzalez Iñárritu, die im Wettbewerb des Festival de Cannes gelaufen waren, logische Fortführungen seines gefeierten Debüts "Amores perros", das 2000 in der Sémaine de la Critique gelaufen war und den Mexikaner mit seinem kaleidoskopartigen Blick auf die Kehrseiten des Lebens in Mexico City als visionären Regisseur mit einer Ader für Poesie wie auch schonungslosen Sozialrealismus empfahl. Nach zwei amerikanischen Filmen, "Birdman" und "The Revenant", die ihm jeweils einen Regie-Oscar einbrachten, war Iñárritu nun nach Cannes zurückgekehrt, als Leiter der hochkarätigen Jury des 72. Festival de Cannes, der außerdem höchst geschätzte Filmemacher wie Kelly Reichardt, Pawel Pawlikowski, Yorgos Lanthimos oder Enki Bilal angehörten. Wenn man sich nun die Preise ansieht, die Iñárritu vergeben hat, und, vielleicht noch mehr, die Filme, die nicht ausgezeichnet wurden, dann fällt es einem schwer, diese virtuos und klug orchestrierte Sinfonie der Palmen nicht als direkte Fortsetzung seiner eigenen Wettbewerbsfilme in Cannes anzusehen.

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