Anzeige
Festival

CANNES Tag 6: Ekstase und Agonie, Himmel und Hölle

Die großen Trümpfe stechen weiter in Cannes: Terrence Malick setzt mit "Ein verborgenes Leben" da an, wo er 2011 mit seinem Goldene-Palme-Gewinner "Tree of Life" aufgehört hatte. Und noch besser: "The Lighthouse" von Robert Eggers in der Quinzaine - wäre er im Wettbewerb, wäre er garantierter Palmenfavorit.

Thomas Schultze20.05.2019 05:30
Himmelhoch jauchzend: "Ein verborgenes Leben"
Himmelhoch jauchzend: "Ein verborgenes Leben" Iris Productions/Festival de Cannes

Acht Jahre sind vergangen, seit die Jury um den damaligen Präsidenten Robert De Niro "Tree of Life" von Terrence Malick die Goldene Palme zusprach. Es war zu diesem Zeitpunkt die fünfte Regiearbeit in 38 Jahren; davor hatte er im Jahr 2005 "The New World" vorgestellt. Dass der öffentlichkeitsscheue Texaner danach in vergleichbar schneller Abfolge gleich drei Filme - "To The Wonder" (2012), "Knight of Cups" (2015), "Song to Song" (2017) - (sowie eine Naturdoku und ein paar Kurzfilme) fertigstellte, musste eingefleischte Adepten des notorisch langsam und unorthodox arbeitenden Malick irritieren, zumal sich die Filme zumeist anfühlten wie Skizzen, unfertig, hingeworfen, repetitiv, hart am Rand zur Selbstparodie. Offenbar hat Malick sie selbst nur empfunden als Nachbeben von "Tree of Life", Variationen von Ideen, die bereits in dem autobiographischsten aller Malick-Filme angerissen waren. Denn "Ein verborgenes Leben", bereits 2016 in Österreich und Deutschland als majoritäre deutsche Produktion von Studio Babelsberg gedreht und seit etwa zwei Jahren vor jedem neuen großen A-Festival als potenzieller Wettbewerbskandidat gehandelt, knüpft an "Tree of Life", ist wieder ein großes, um narrative Nachvollziehbarkeit bemühtes Werk, eine Art Schwesterfilm. Denn ging es in dem einen, so etwas wie eine Jugenderinnerung des Regisseurs, um Liebe im Angesicht des Lebens, so erzählt sein neuer Film von der Liebe im Angesicht des Todes.

Anzeige