Blickpunkt:Film

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Blickpunkt:Film: Für "Anastasia" hat Fox die größte Marketing-Kampagne ihrer Geschichte lanciert.

Don Bluth: Die zur Verfügung stehenden Mittel übertreffen sogar die Ausgaben für "Independence Day" um 35 Prozent. Ich fühle mich zum ersten Mal, seit ich Zeichentrickfilme mache, wirklich gut repräsentiert. Ich bin fest davon überzeugt, daß es in der Vergangenheit nicht die mangelnde Qualität meiner Fime war, sondern das halbherzige Engagement der jeweiligen Verleiher, die uns am Boxoffice nicht optimal haben abschneiden lassen.

BF: Haben Sie es bereut, daß Sie sich 1979 zusammen mit Ihrem Kompagnon Gary Goldman selbständig gemacht haben?

DB: Nein, ganz und gar nicht. Schon während unserer Zeit bei Disney haben wir von einem eigenen Animationsstudio geträumt. Daß wir damit dann schließlich in Irland gelandet sind, hatte mit den extrem günstigen Konditionen zu tun, die uns die Regierung damals gewährt hatte. Zunächst lief auch alles gut. Unsere Filme ,  und  haben allein in den USA über eine halbe Milliarde Dollar eingespielt. Anfang der 90er Jahre kamen wir allerdings in finanzielle Turbulenzen.

BF:Wie kam es zu dem Deal mit Fox?

DB:Zunächst dachten wir, daß uns Disney aufkaufen würde. Aber die waren nur scharf auf "Däumeline", also haben wir abgelehnt. Als wir uns auch mit Paramount und Steven Spielberg nicht auf eine Übernahme einigen konnten, sah es ziemlich schlecht aus. Zum Glück kam uns in letzter Minute der damals neue Fox-Chef Bill Mechanic zu Hilfe. Er hatte die Idee, mit uns zusammen ein neues Animationsstudio in Phoenix, Arizona, zu gründen, beim Schopf gepackt. Das Studio haben wir dann innerhalb von drei Jahren sozusagen aus dem Boden gestampft.

BF:"Anastasia" wurde mittels modernster Computertechnik hergestellt. Geht da der eigentliche Charme eines Zeichentrickfilms nicht verloren?

DB: Kein Mensch zeichnet heute noch etwas von Hand. Um konkurrenzfähig zu bleiben, ist der Einsatz von Graphic-Computern und anderen hochkomplizierten Systemen unerläßlich. Im Film gibt es über 1100 Szenen. Das bedeutet 1100 mal muß ein anderer Background gezeichnet werden, "gezeichnet", obwohl man das heutzutage digital macht. Die reine Computeranimation würde ich auf höchstens 20 Prozent schätzen.

BF: Sie haben die tragische Geschichte der Zarentochter Anastasia stark fiktionalisiert und sogar mit einem Happy-End versehen.

DB: Natürlich ist unser Film ein Märchen, aber eines, das mehr Tiefgang und Emotionalität besitzt, als man im Animationsfilm gemeinhin findet. Wir heben uns gerade darin sehr positiv von den sehr modernistischen und eher substanzlosen Disney-Produktionen der letzten Jahre ab. Denn unsere Figuren haben ein Schicksal aus dem sich nicht nur ihre Charaktereigenschaften stimmig ableiten lassen, sondern auch die Art und Weise wie sie agieren. Unser Motto lautet: Zuerst kommt der Inhalt, dann die Form.

BF: Aber die Machart ist doch sehr nach dem Disney-Muster gestickt.

DB: Bei dieser Art von Film kann man auf gewisse Dinge eben nicht verzichten. Es werden immer Musical-Elemente enthalten sein oder vorlaute Tiere, die als Sidekicks dienen.

BF:... was allein schon für das Merchandising ein wichtiger Bestandteil ist. Wurden die Figuren zuerst für den Verkauf entworfen oder für den Film?

DB: Parallel würde ich sagen. Solche Entscheidungen müssen so früh wie möglich auf alle Aspekte übertragen werden. Sie glauben gar nicht, was für ein immenser logistischer Aufwand bei so einem 70-Millionen-Dollar-Projekt wie Anastasia notwendig ist.

BF: Hat diese gigantische Marketing-Strategie eigentlich noch etwas mit dem künstlerischen Aspekt Ihrer Arbeit zu tun?

DB: Ich muß zugeben, daß diese totale Kommerzialisierung einer Idee für mich nicht leicht zu schlucken ist. Deshalb versuche ich mich auch so gut es geht auf den kreativen Bereich zu konzentrieren.

BF: Wie führt man bei einem Animationsfilm Regie?

DB: Genauso wie bei einem Realfilm. Der Regisseur stellt sich den ganzen Film zunächst im Kopf vor. Dann versucht er seine Vision allen Beteiligten nahezubringen - nur daß er es statt mit Schauspielern mit Menschen zu tun hat, die die verschiedenen Charaktere animieren. Das ist ungeheuer schwierig, weil es dabei auf jede Nuance ankommt. Man kann zum Beispiel mit der falschen Farbtönung eine Figur total ruinieren oder sie zum Leben erwecken.

BF: Stimmt es, daß Sie alle 18 Monate einen neuen Zeichentrickfilm ins Kino bringen wollen?

DB: Das haben wir uns vorgenommen und wir sind gut im Zeitplan. Der nächste Film aus den Fox Animation Studios wird "Planet Ice" sein, an dessen Realisierung ich zwar nicht unmittelbar teilnehme, die ich aber in kreativen Belangen überwache. Danach wird es wieder einen echten Goldman/Bluth-Trickfilm geben. "Anastasia" ist sozusagen der Startschuß für eine neue Animationsfilm-Ära. Man darf dieses Feld nicht nur Disney alleine überlassen.

Regisseur Don Bluth zu "Anastasia'