Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt Film: Betreten Sie mit diesem Genre Neuland?


Thomas Berger: So einen Stoff habe ich bislang noch nicht gemacht und auch noch nie angeboten bekommen. Er bot die Möglichkeit in eine ganz neue, spannende Welt einzutauchen. Als Regie-Assistent von [Dieter Wedel](/person/dr-dieter-wedel) hatte ich bei "[Der Schattenmann](/tvshow/der-schattenmann)" mit vergleichbaren Themen, der Verbindung von organisiertem Verbrechen, Wirtschaft und Politik, zu tun, und durch die Recherchen einen leichteren Einstieg in die Materie bekommen.


BF: Der Film wirkt sehr realitätsnah, ist dies der Zusammenarbeit mit dem ehemaligen BKA-Chef geschuldet?


TB: Zachert hat natürlich nie aus dem Nähkästchen erzählt. Aber er hat uns tiefe Einblicke in die Mechanismen und Funktionsweisen gewährt und wachte als Kontrollorgan über der Entwicklung des Buches. Dabei entstand eine Geschichte, von der ich zwar nicht glaube, dass sie sich so ereignet hat. Aber so hätte es passieren können, respektive kann es passieren. Ausschlaggebend war auch, dass Produzent Jürgen Haase und Autor Andreas Pflüger so viel über das Thema wussten. Eine enorme Schwierigkeit war es, die vier großen Institutionen BKA, Bundesanwaltschaft, Innenministerium und BND unterscheidbar zu machen, damit der Zuschauer optisch und emotional einordnen kann, wo er sich gerade befindet. Insofern waren wir realitätsnah, haben uns aber auch unsere eigene Welt geschaffen. Doch Pflüger hat mir bestätigt, die Institutionen so getroffen zu haben, wie er sie bei seinen Recherchen emotional erlebt hat.


BF: Wie haben Sie es geschafft, den auf drei Teile angelegten Stoff in nur zweien unterzubringen?


TB: Das ist alles bereits geschehen, bevor ich dazugekommen bin. Ich habe jedoch darauf verzichtet, die dreiteilige Fassung zu lesen, denn mir hätte bestimmt das Herz geblutet. Auch ich hätte gern vereinzelte Stränge ausführlicher erzählt, wie etwa die Geldwäsche. Ich wäre mit den Figuren auch gerne noch stärker privat nach Hause gegangen. Das hätte bei einem Dreiteiler funktioniert. Aber nach dem im letzten Jahr einige Mehrteiler den Bach hinunter gegangen sind, nehmen die Sender im Moment davon Abstand.


"Ich bin anders als Wedel"


BF: Haben sie sich für einzelne Schauspieler dieses hochkarätigen Casts besonderes stark gemacht?


TB: Für alle. Als ich eingestiegen bin, war noch keine Rolle besetzt und ich konnte meine Vorstellungen sehr gut umsetzen. Man sagt das ja immer, aber Maria Schrader war meine Wunschbesetzung, weil sie stark differierende Farben spielen kann. Ich wusste, wenn sie diese sehr komplizierte Rolle der Sophie spielen würde, entsteht eine starke Figur. Mit Hilmar Thate war das ähnlich. Auch Schüttauf und Redl sind ein absoluter Gewinn, aber aus die unbekannteren Gesichter wie Thomas Thieme als Generalbundesanwalt oder Klaus Manchen als BND-Chef. Casterin Risa Kes hat großen Anteil daran, dass wir so viele starke Charaktere zusammenbekommen haben.


BF: Ihr Film erinnert in seiner Vielschichtigkeit und den zahlreichen Handlungssträngen an einen guten Wedel. Stört Sie dieser Vergleich?


TB: Nein. Ich würde das schon als Kompliment auffassen. Aber mich stören die Vergleiche zwischen den Persönlichkeiten. Im Stern wurde er auch mal als der 'eiserene Dieter' bezeichnet. Ich bin anders und ich will nicht der Erbe seines Rufes sein.


BF: Haben Sie durch den Flop ihres Vorgänger-Projekts, dem Fünfteiler "[Ein unmöglicher Mann](/tvshow/ein-unmoeglicher-mann-5-teile)", Schaden genommen?


TB: Nein. Wir hatten ab der ersten Minute eine niedrige Quote, nur 2,5 Mio. Zuschauer. Der Film oder das Format wurde also von Anfang an vom Zuschauer nicht angenommen. Schlimmer wäre es gewesen, wenn die Quote im Verlauf stark gesunken wäre.


Der Film ist für den Sender ein Risiko


BF: Fürchten Sie einen neuerlichen Quotenreinfall?


TB: Nein. Wir haben jetzt eine ganz andere Situation. Ich muss dem Sender ein großes Lob machen, dass er solch einen Stoff anpackt. ProSieben besetzt ein Zuschauersegment von 14 bis 49, aber real ist es doch 14 bis 29. Und Erfolge hatten sie mit Komödien wie "[Verliebte Jungs](/movie/verliebte-jungs)". Da ist ein Film wie "Operation Rubikon" ein Risiko. Wir können einen Achtungserfolg erzielen, dürfen die Zuschauerakzeptanz aber nicht absolut an [ARD](/company/ard-pressestelle) oder [ZDF](/company/zdf-zweites-deutsches-fernsehen) messen. Dort wären vielleicht fünf bis sechs Mio. Zuschauer zu erreichen.


BF: Was kommt als nächstes?


TB: Mit [Helmut Dietl](/person/helmut-dietl)und [Diana Film](/company/diana-film) werde ich Anfang nächsten Jahres für [SAT.1](/company/sat1-satellitenfernsehen) die Komödie "Das wilde Leben" (AT) drehen. Noch in diesem Jahr steht eine Produktion mit [Olga Film](/company/olga-film) an, ein ZDF-Krimi mit [Ulrike Kriener](/person/ulrike-kriener) als Ermittlerin.

Thomas Berger zum Pro-Sieben-Zweiteiler "Operation Rubikon"