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Kino

Forum digitale Produktion beim Filmfest Hamburg

Die digitale 24p-Kamera eignet sich bisher vor allem für bestimmte Bildästhetiken und Drehsituationen und wird von Fachleuten als Alternative zu 35-Millimeter eingeschätzt. Die digitale Produktion zieht jedoch Umwälzungen des ganzen Entertainment-Markts nach sich, so das Forums "Digitale Produktion: High Tech - Low Budget?" beim Filmfest Hamburg.

Jochen Müller12.10.2000 22:00
Stefan Jonas, Ute Schneider, Salvatore Vanasco, Volker Bartsch
Stefan Jonas, Ute Schneider, Salvatore Vanasco, Volker Bartsch

Zu Beginn des Forums gab es eine Premiere: Stefan Jonas, Produzent und Kameramannn, zeigte einen Ausschnitt aus der FrameWerk -Produktion "Rave Macbeth", dem ersten Kinofilm, der mit einer Cine Alta 24p Kamera von Sony und Panavision gedreht wurde. "Für diesen Film war sie die richtige Kamera", so Jonas. "Sie wird aber 35-Millimeter nicht ablösen. Es ist ein alternatives Medium, das je nach Inhalt eingesetzt werden sollte." Die 24p biete sich besonders für Nacht-Außenaufnahmen und Innenaufnahmen bei gesetztem Licht an. Framewerk habe ca. 500.000 Mark gespart, vor allem durch eingesparte Beleuchterstunden. Zu den Vorteilen gehöre ein einfaches Handling. Man müsse nicht auf den Bericht des Kopierwerks warten und habe eine exakte Monitorkontrolle. Nachteile seien, dass die 24p wie eine Consumer-Kamera aufgebaut ist, etwa keinen Nippel für das Maßband habe, der Sucher noch nicht optimal sei und sie keine Zeitlupe liefern könne. "Als Kameramann muss ich wieder viel präziser am Set entscheiden, welchen Look ich will." Die 24p-Kamera ist auch Anlass einer digitalen Filmreihe, die Road Movies mit dem WDR in Kooperation mit der Filmstiftung NRW produzieren will. "Zunächst sollen fünf Filme von jungen Talenten mit Budgets von je ca. einer Mio. Mark gedreht werden", erklärte Ute Schneider von Road Movies. Digitale Projektion werde die Verleiharbeit komplett verändern. "Filme der US-Majors werden irgendwann nicht mehr mit 500,Kopien' gestartet, sondern mit 2000, also flächendeckend. Ich gehe davon aus, dass sich die US-Studios an der Umstellung beteiligen werden." Man werde Filme auch über Handys oder die Armbanduhr sehen können, so Salvatore Vanasco, Gründer der Ponton Group AG. "Dadurch wird der Film eine neue Erlebnisform bekommen, weg vom Cineastischen." Das Publikum werde dadurch stärker segmentiert. "Die Filmproduktion wird billiger, das Publikum zu erreichen, teurer", prognostizierte er.

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