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Kino

50 Jahre Progress Filmverleih

Anlässlich des Jubiläums des Progress Film-Verleihs fand eine Gesprächsrunde u.a. zu den Themen Repertoirekino und Dokumentarfilms statt.

Jochen Müller07.09.2000 22:00

Das Verschwinden des Repertoirekinos begründete Adrian Kutter, Vorsitzender der Gilde, mit dem Desinteresse des jungen Publikums an Filmgeschichte und alten Filmen. Eine Beobachtung, der sich auch Gabriele Röthemeyer von der MFG Baden-Württemberg und Regisseur Roland Gräf anschlossen. Gräf betrachtete dies allerdings nicht als eine singuläre Erscheinung: "Dieses frappierende Desinteresse an Geschichte ist kein spezifisches Kinoproblem, sondern ein Allgemeines der Gesellschaft und Politik." Dennoch ist Kutter überzeugt, dass man "junge Leute mit Beharrlichkeit und Kraft für das Repertoire begeistern kann". Einigkeit bestand, dass außerhalb des Mainstream liegende Filme klar und gezielt eingesetzt werden müssen und nicht einfach auf den Markt geworfen werden dürfen, wie beispielsweise bei "Heimspiel" von Pepe Danquart geschehen. ",Heimspiel' ist falsch gestartet worden und die Verantwortung des Verleihs am Scheitern ist groß", sagte Robert Eisenhauer vom Koproduzenten arte. Dem Kinodokumentarfilm allgemein wurde von Winfried Junge (Regisseur der "Golzow"-Langzeitdokumentation) bescheinigt, dass er wegen des Fernsehens ein Auslaufmodell sei. Zum Dilemma des europäischen Kinos sagte István Szabó, der in Babelsberg und Mitteldeutschland gerade seinen neuen Film "Taking Sides - Der Fall Furtwängler" vorbereitet, dass es notwendig sei, endlich wieder positive Helden - wie das amerikanische Kino - zu präsentieren: "Solange Europa keine positive Zukunft zeigen kann, bekommen wir unsere - jugendlichen - Zuschauer nicht zurück." Weiterhin sprach er sich dafür aus, Genres und Ansprüche klar zu trennen und nicht ständig wild zu mischen, da es für alles eine Daseinsberechtigung gebe.

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