Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: In wie weit deckt sich die Film-Geschichte mit ihrer eigenen?

Pierre Franckh: Die Grundidee des Films deckt sich im Wesentlichen mit der Geschichte des Kennenlernens von mir und meiner Frau. Bei einer Freundin haben wir uns zum ersten Mal getroffen. Drei Wochen später rief Michaela mich an. Das Telefonat hat drei Stunden gedauert, das folgende sieben und das dritte ebenfalls. Dann haben wir gesagt: Wenn wir uns so gut verstehen, dann lass uns in Urlaub fahren; dann: Lass uns zusammenziehen, und so ging es dann Schlag auf Schlag weiter.

BF: Wie läuft die Zusammenarbeit, wenn Regisseur und Produzentin die eigene Liebesgeschichte schreiben und verfilmen?

PF: Die eigene Liebesgeschichte reduziert sich ganz schnell, da ich beinahe von Beginn an nur dramaturgisch gedacht habe. Ich habe in Los Angeles Drehbuchseminare besucht und das Buch streng nach amerikanischen dramaturgischen Prinzipien entwickelt. Ich war da kompromiss-los gegen mich selbst und habe nur in den Film aufgenommen, was der Geschichte dient. Der komplette Film entstand als Storyboard. Die Stoffentwicklung hat ein Jahr in Anspruch genommen. Die Zusammenarbeit mit Michaela war fantastisch. Sie hat sich dem Projekt total untergeordnet. Wenn ich etwas Unmögliches brauchte, hat sie es möglich gemacht.

BF: Wie haben Sie sich auf die Inszenierung des Telefongesprächs vorbereitet?

PF: An dem zwölfminütigen Telefongespräch habe ich fast drei Monate gearbeitet. Davon habe ich es eine Woche mit den Schauspielern erarbeitet, mit Video gefilmt, verdichtet und umgestellt. Sogar im Schnitt habe ich noch etwa eineinhalb Minuten herausgeschnitten, um es noch weiter zu verdichten, damit der dynamische Fluss wirklich gegeben ist.

BF: Wie geht man als Schauspieler an die Arbeit mit Schauspielern heran?

PF: Es ist schon fantastisch: Ich verstehe die Schauspieler, ich kenne ihre Ängste und Nöte, denn ich kenne ja mich. Ich weiß, welche Arbeitsatmosphäre ein Schauspieler braucht, und so kann ich sie schaffen. Da ich weiß, wie Schauspieler funktionieren, wann sie Ausflüchte machen oder ängstlich sind, kann ich gut damit umgehen. Das Wichtigste ist das Produkt, also mache ich alles so, dass der Schauspieler seine Stärken zeigen kann. Alles andere hat keinen Zweck.

BF: Eine große Rolle spielt die Stadt - wie kam es dazu?

PF: Köln ist nun leider nicht die schönste Stadt, in der man drehen kann. Ich habe mir sämtliche erhältlichen Bildbände von Köln besorgt und die abgebildeten Orte, die mich inspirierten, aufgesucht. Dann habe ich ausgewählt, was meiner Geschichte dient. Das waren 40 bis 50 Locations, bei denen ich mir dann sehr genau die Winkel ausgesucht habe, aus denen ich sie abbilden wollte.

BF: Inwieweit floss hier die Erfahrung von "Taxi Driver"-Kameramann Fred Schuler ein, einen Stadtraum abzubilden?

PF: Fred Schuler war für dieses Projekt ein Geschenk. Ich wollte Köln nicht als Köln, sondern als wunderbare, lebbare Stadt erzählen. Schuler war schnell klar, was ich da will, gerade als ich die entsprechenden Locations vorgeschlagen habe. Manche Elementen aus "Taxi Driver", wie die Spiegelungen auf der Motorhaube, wollte ich haben. Sie sind teilweise ohne Fred Schuler mit einer Second Unit gedreht worden. Es gibt einige Filme, die ich mir genau angesehen habe, um herauszufinden, wie ich z.B. lebendige Nachtstimmung erzeugen kann.

BF: Die Bilder des Films wurden in kräftigen Farben gehalten.

PF: Ich mag amerikanische Filme sehr. Dort ist die Farbgebung bestimmend, und die Räume, in denen sich die Schauspieler bewegen, besitzen Tiefe. Ich mag eben Bilder, an denen meine Augen sich satt sehen können, wenn ich im Kino sitze.

BF: Wie stellten Sie die Musik zusammen?

PF: Eigentlich hätte es Roxy Music sein sollen, doch die Rechte sind unbezahlbar. Jetzt ist es Randy Crawford. Das ist eine außergewöhnliche Sache, weil WEA sehr kooperativ war. Sie sahen einen zu Dreivierteln fertigen Avid-Schnitt und waren begeistert. Letztendlich habe ich fünf Randy Crawford-Titel für meinen Film bekommen, die auch auf einer in Kürze erscheinenden "Best of"-CD enthalten sind. Das ist für einen deutschen Film normalerweise nicht bezahlbar

Pierre Franckh zu "Und das ist erst der Anfang'