Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: War es ein Ansporn für Sie, mit "Gladiator"ein fast vergessenes Genre wieder aufleben zu lassen?

Ridley Scott: In solchen Kategorien denke ich nicht. Mir kommt es in erster Linie auf die Story an. Wenn man eine gute Geschichte hat, erledigt sich der Rest fast von ganz allein. Wenn nicht, wird der ganze Film ein Alptraum.

Douglas Wick: Die Herausforderung bei diesem Projekt war, dass sich Drehbuchautor [David Franzoni](/person/david-h-franzoni) sehr intensiv mit der römischen Geschichte auseinander gesetzt hat. Sein Buch beinhaltet faszinierende Charaktere vor einem politischen Hintergrund.

BF: Was war an dem Buch neu, dass sie das Risiko eingingen, sich mit der Thematik auseinander zu setzen?

DW: Es gibt selten Geschichten, die nicht schon mal erzählt wurden. Der Wettbewerb im internationalen Filmgeschäft ist natürlich so stark, dass jeder befürchtet, mit einem Film herauszukommen, der sich von den anderen nicht mehr unterscheidet. Wir hatten den Anspruch, die Kämpfe in der Arena so hautnah zu zeigen, wie es bisher ohne die Hilfe von CGI nicht möglich gewesen wäre.

BF: Sind Sie dankbar, dass mit Hilfe von CGI heute fast alles auf die Leinwand gezaubert werden kann?

RS: Als Regisseur reizt es mich natürlich immer wieder, neue Welten zu erschaffen. Das gibt mir mehr als nur "Action" oder "Cut" zu schreien, weshalb ich immer sehr eng mit den Produktionsdesignern arbeite. "Gladiator" war eine neue Herausforderung, weil wir herausfinden mussten, wie damals alles ausgesehen haben könnte. Aber es wäre sicherlich zu teuer gewesen, alles nachzubauen und solche Menschenmassen vor die Kamera zu kriegen. Ohne CGI wäre das sicherlich nicht möglich gewesen.

BF: Wie teuer war "Gladiator"?

DW: Etwas über 100 Mio. Dollar. Am teuersten war dabei die erste Schlacht und die Erschaffung Roms mittels CGI.

BF: War es da nicht ein Risiko, Ridley Scott damit zu beauftragen? Seine letzten Filme "[White Squall](/movie/white-squall)" und "[G.I. Jane](/movie/die-akte-jane)" waren keine Kassenerfolge.

DW: Er war unsere erste Wahl, denn seine Art, Filme zu inszenieren, passte genau zu diesem Projekt. Sein Talent ist es, eine fremde Welt lebendig werden zu lassen und dabei die Charaktere nicht zu vergessen.

BF: Wie kamen Sie für die Hauptrolle auf [Russell Crowe](/person/russell-crowe), der erst jetzt zu einem Star aufsteigt?

RS: Sein Name fiel bereits, als wir bei diesem Projekt noch ganz am Anfang waren. Er kann dieser Macho sein - aggressiv und muskulös. Würde man ihn den Anführer der Gladiatoren abnehmen? Natürlich! Wir wollten nur ihn, und hätte er nein gesagt, wäre nur noch Mel Gibson in Frage gekommen. Aber Mel hatte mit "Braveheart" schon ein episches Werk hinter sich und wäre sicherlich nicht bereit gewesen, nochmals in so eine Rolle zu schlüpfen. Aber neben Russell und Mel wäre kein anderer in Frage gekommen.

BF: Glauben Sie, dass auch andere Studios das Römische Reich wiederentdecken werden, wenn "Gladiator" erfolgreich ist?

DW: "Titanic" war sicherlich das erste Drama, das einen geschichtlichen Stoff mit mo-dernster Technik wieder auf die Leinwand brachte. Aber es wäre dumm, davon auszugehen, dass jetzt jeder Film dieser Machart beim Publikum ankommen würde.

BF: Befürchteten Sie nicht,dass das heutige Publikumkein Interesse mehr an Filmen über das Römische Reich haben könnte?

RS: Nach einer Testvorführung erzählte mir eine 32-jährige Frau, dass sie noch nicht mal gewusst hatte, dass das Römische Reich existierte. So eine Aussage ist natürlich schockierend, auf der anderen Seite denke ich, dass Filme wie "Gladiator" auch helfen können, ein bisschen überdie Geschichte der Menschheit zu erfahren.

Ridley Scott und Douglas Wick zu "Gladiator"