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Blickpunkt:Film: Otto hatte seine absolute Hochzeit in den siebziger Jahren. Hat er sich seine Popularität bewahren können?

Horst Wendlandt: Otto war zwei Jahre lang auf Tourneen und hat vor 300.000 Zuschauern gespielt. Die Fans von damals haben ihre Kinder mitgenommen.

"Ich habe nicht aufs Geld geachtet"


BF: Inwiefern spielte die Möglichkeit, per Computer fast alles machen zu können, bei der Stoffentwicklung eine Rolle?

HW: Wir haben uns da keinerlei Beschränkungen auferlegt und Aspekte sogar gesteigert. Der Pinguin war zuerst nur eine kleine Nebenrolle, jetzt hat er eine Hauptrolle, weil das für die Kids eine tolle Sache ist. Und wir haben bezahlt, was es gekostet hat. Wir haben auf Qualität geachtet. Ich habe gesagt: Ich blamiere mich nicht; wenn ich etwas mache, muss es wenig, aber gut sein. Ich habe überhaupt nicht aufs Geld geachtet. Dass die Schafe mit Otto singen, hat uns 280.000 Mark gekostet.

BF: Wie kann man die 18 Mio. Mark Produktionskosten auf dem deutschen Markt refinanzieren?

HW: Es ist doch ganz einfach, wenn man etwas davon versteht. Das Entscheidende in einem Film ist doch, dass man dem Publikum eine Illusion vorgaukelt. Das kann uns nicht gelingen, wenn wir immer an dieselben Orte gehen. Es müssen neue gefunden werden und die müssen gebaut werden. Durch die Bauten kann ich den Leuten eine Illusion geben, die bei einem sechs bis sieben Mio.-Film nicht gelingt. Wenn Sie mich fragen: Wie konnten Sie 18 Mio. in den Film stecken, so kann ich nur antworten: Das hat der Film eben gekostet! Im Übrigen ist überhaupt nicht bewiesen, dass Otto sich nicht ins Ausland verkaufen lässt. Nach Island verkauft er sich beispielsweise prächtig.

BF: Aber warum glauben Sie, das Geld zurückzubekommen?

HW: Weil Action und Comedy eine Zukunft haben. Der Zehn-Mio.-Besucher-Erfolg des ersten Otto-Films begründet sich zu mindestens 40 Prozent auf der Szene, in der der Jumbo auf den Hubschrauber zufliegt und landet. Das hat uns 700.000 Mark gekostet und so etwas wollen die Leute sehen.

BF: Ist dies das Problem der deutschen Filmindustrie, dass sie nicht die erforderlichen Mittel in die Geschichten steckt?

HW: Man muss den richtigen Film zur richtigen Zeit mit den richtigen Leuten machen, das ist das Geheimnis, und das kann man nicht voraussehen. Es braucht eine sensationelle Idee, wie Sie am Erfolg von "Anatomie" sehen. Da haben die Produzenten das richtige Gefühl gehabt. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Ausführung dieser Idee auch perfekt erfolgen muss. Solange man nur drei bis fünf Mio. Mark zur Verfügung hat, kommen da nur TV-Filme heraus. Der deutsche Film geht daran zugrunde, dass die Phantasie und die zündende Idee fehlt. Haben Sie in letzter Zeit mal einen deutschen Film gesehen, der Herz hat? Wie gerne würde ich in einem deutschen Film mal wieder weinen.

BF: Da steht noch immer ein neues Loriot-Projekt im Raum. Herr von Bülow hat inzwischen erklärt, er fühle sich für einen weiteren Film zu alt.

HW: Ich habe vier Jahre gebraucht, um mit Vico den ersten Film zu machen, und ich werde weitere vier Jahre brauchen, um mit ihm den dritten zu machen. Wenn es mir gelingt, die Geschichte, die ich für ihn haben möchte, in den Staaten zu kaufen, dann bin ich sicher, dass wir diesen Film mit ihm machen.

"Rialto ist mein Lebenswerk"


BF: Warum haben Sie Ihre Anteile an dem von Ihnen mitgegründeten Tobis-Filmverleih an Canal Plus Image verkauft?

HW: Wir standen vor der Frage, ob wir an die Börse gehen. Damit das Sinn machte, hätte der Börsengang gemeinsam mit der Rialto vollzogen werden müssen. Aber das wollte ich nicht. Rialto ist mein Lebenswerk, meine Familie soll das unabhängig verwalten. Die einzige Überlebenschance für Tobis war dann die Übernahme durch Canal Plus, und damit dies möglich wurde, habe ich meine Anteile abgegeben. Tobis brauchte 100 Mio. Dollar, um beim Einkaufsreigen in Konkurrenz etwa mit Kinowelt mithalten zu können.

Horst Wendlandt zu "Otto - Der Katastrofenfilm'