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VideoWoche: Wie kam es zur Gründung der GMG?

Klaus Etten: Die Idee bestand schon seit drei oder vier Jahren. Aber keiner von uns hat den Mut gehabt, sie auch zu verwirklichen. Vor Weihnachten haben wir uns dann unter der Maßgabe "Es klappt oder es klappt nicht" in Frankfurt getroffen.

VW: Die Gründung der GMG haben Sie in einer Ankündigung mit der Bündelung des Einkaufsvolumens erklärt. Das klingt sehr nach Preisdruck.

KE: Dass dieser Eindruck entstehen würde, war abzusehen. Aber ich will ausdrücklich betonen: Uns geht es nicht allein darum, möglichst billig Kassetten bestellen zu können. Uns ist auch völlig klar, dass wir mit der emp oder dem DVR in dieser Angelegenheit nicht konkurrieren können. Trotzdem sehen wir uns gegenüber den Gruppen im Nachteil. Wenn die Stückzahlen für die Industrie nicht stimmen, können die Gruppen zu günstigen Preisen nachbestellen. Diese Chance wollen wir auch haben. Vor einigen Monaten gab es den Fall, dass wir für einen Blockbustertitel 30 Mark mehr als die Gruppen bezahlen mußten. Im Verhältnis zu unseren Stückzahlen wollen wir einen vernünftigen Preis erzielen.

VW: Wenn nicht der Preis, was war dann die Hauptmotivation?

KE: Die Vereinfachung und Verbesserung der Logistik. Wenn an einem Tag mehr als tausend Kassetten verpackt und verschickt werden müssen, ist das eine sehr zeit- und nervenaufreibende Angelegenheit. Heute (Anm. d Red.: 1. Februar) musste ich beispielsweise die Kassetten von zwei Anbietern, plus Videospiele und DVDs, an meine Kunden verschicken. Das ist ein enormer logistischer Aufwand, der durch die dezentrale Auslieferung entfallen würde. Obwohl wir mehr für die Kassetten bezahlen, müssen wir die Arbeit der Industrie bewältigen.

VW: Welchen Nutzen haben Ihre Kunden?

KE: Von der besseren Logistik werden natürlich auch unsere Kunden profitieren. Günstigere Einkaufspreise können wir weitergeben oder in Kopientiefe investieren. Wichtiger ist aber noch, dass wir dann mehr Zeit haben, uns um unsere Kunden zu kümmern. Meine Kunden, das sind Videotheken, die von einem Film ein oder zwei Kassetten bestellen, konnte ich aus zeitlichen Gründen nicht immer ausreichend unterstützen und betreuen. Das wird sich hoffentlich ändern. Auch für uns Großhändler wird sich einiges zum Positiven ändern: Wir werden nicht mehr Kunden doppelt anmailen, oder wir können "schwarze Schafe" herausfiltern, die hinsichtlich ihrer Zahlungsmoral problematisch sind.

VW: Wie sehen Sie die Zukunft dieser kleinen Videotheken?

KE: Die Übertragung von Filmen im Internet wird kommen. Also werden sich auch die kleinen Videotheken umstellen müssen. Dabei geht es in erster Linie um die Ausrichtung auf den Verkauf von Videospielen, Mechandisingartikeln usw. Vom Verleih allein werden wir in Zukunft nicht mehr leben können.

VW: Wie lange wird es dauern, bis sich die GMG etabliert hat?

KE: Ich gehe von einem halben Jahr aus, bis alle Strukturen festgelegt sind. So stehen beispielsweise noch nicht die Rechtsform der GMG und einige andere Details fest.

Klaus Etten, GMG-Gründer: "Logistik wichtiger als Preise'