Anzeige
Kino

Komission zum Medienstandort Berlin

Eine parteiübergreifende Expertenkommission hat das Verhältnis der brandenburgischen und Berliner Politik zum Medienstandort untersucht. Das Urteil ist vernichtend, wenngleich sich die Region hervorragend entwickelt hat.

Gerald Schaffarczyk30.09.1999 22:00

Der Befund, der auf Initiative des Vorsitzenden des Fachausschusses Medien der Berliner SPD erstellt wurde, macht Bekanntes amtlich: "Das dynamische Potential der Medienindustrie hat sich in Berlin trotz der Politik entfaltet", stellt Thomas Krüger fest. "Die beiden Landesregierungen werden aus der Branche heraus kritisiert, dabei geht es um unklare Kompetenzen und Konkurrenz untereinander." Studio-Babelsberg-GF Dr. Friedrich-Carl Wachs kritisierte das Fehlen eines "abgestimmten Umfelds für Medien in der Politik" und forderte, das "kleinlichen Konkurrenzdenken" in und um Berlin zu beenden. Die Kommission erkennt keinen politischen Willen für eine aggressive Medienpolitik. "Wir bekommen keinen Landeschef oder Staatssekretär dafür, sich vorrangig mit Medien zu beschäftigen", so Wachs. Brandenburg würde einem gemeinsamen Medienbeauftragten zustimmen, während sich Berlin dazu noch nicht geäußert hat. Der Beauftragte solle in beiden Regierungen sitzen und über Mittel verfügen. Als Alternative käme auch ein Ressort "Kunst und Kommunikation" in Frage. Zu den weiteren Forderungen gehören, das Filmboard mit den zugesagten Mitteln auszustatten, ORB und SFB zu fusionieren und schnelle Kommunikationswege in Branche und Politik herzustellen. Die Ansiedlungspriorität solle im boomenden Markt von Multimedia liegen, der bereits ohne politische Hilfe Berlin auf den Weg zur "Multimediahauptstadt gebracht hat", so Joachim Sauter von Art & Com. Dem Bau subventionierter High-Tech Center wie Babelsberg und Adlershof wurde eine Absage erteilt, die Vernetzung vorhandener Betriebe über das Breitbandkabel der Stadt gefordert. Wolfgang Nowak vom Erich Pommer Institut erklärte, Berlin habe zwar die besten Ausbildungsangebote im Medienbereich, nur wüßte niemand davon, "da es noch nicht einmal ein zusammenfassendes Handbuch" gebe. Im Argen liege das Weiterbildungsangebot. Die Industrie plane bereits eine Berufsakademie, "während die Politik lethargisch ist", so Nowak.

Anzeige