Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt Film: Im Gegensatz zu den meisten Ihrer Filme sind die Kritiker mit Ihrem gerade noch in den Kinos zu sehenden "Hinter dem Horizont" nicht gerade freundlich umgesprungen.

Ron Bass: Offensichtlich ist das ein Film, den die Kritiker entweder lieben oder hassen. Einige der renommiertesten Rezensenten der USA waren geradezu überschwenglich. Roger Ebert von der Chicago Tribune nannte den Film "ein Juwel". Wie die Umfragen zeigen, gab es auch beim Kinopublikum zwei ganz unterschiedliche Lager."Keine langen Gesichter bei Polygram"

BF: Kann sich eine 80-Mio.-Dollar-Produktion erlauben, das Publikum zu polarisieren?

RB: Der Film hat rund 55 Millionen Dollar in Nordamerika eingespielt, was für Polygram Verleiheinnahmen von etwa 30 Millionen Dollar bedeutet. Die wiederum machen nach allgemeiner Faustregel 20 Prozent der Einnahmen aus der gesamten Verwertung aus. Das ist doch gar nicht schlecht. Bei Polygram gibt es jedenfalls keine langen Gesichter.

BF: Aber die Erwartungen vor dem Start müssen doch hoch gewesen sein?

RB: Kürzlich unterhielt ich mich mit Oprah Winfrey über "Menschenkind". Ein Film, den ich sehr bewundere - aber alles andere als ein Hit. Ich sagte zu ihr: "Nehmen wir an, ein Verleger hat gerade ein Fassung von,König Lear' mit fünf neu entdeckten Szenen herausgebracht, und er beschwert sich in deiner Show, daß diese Veröffentlichung nicht auf Platz eins der Bestsellerliste gelandet ist. Du würdest ihm doch den Kopf waschen." Man muß realistisch sein, wenn man ein Publikum, das in Scharen in "The Waterboy" strömt, mit so komplizierten Geschichten wie "Menschenkind" oder "Hinter dem Horizont" konfrontiert.

BF: Offensichtlich möchte das Publikum lieber Komödien aus ihrer Feder.

RB: Zufällig stelle ich gerade die Komödie "The System" fertig, bei der ich mit Will Smith zusammenarbeite. Außerdem steht schon der Zeitplan für ein Drehbuch, das hoffentlich eine Fortsetzung von "Die Hochzeit meines besten Freundes" wird. Vorausgesetzt, es entspricht den Erwartungen von Julia Roberts und Rupert Everett.

BF: Mit acht produzierten Drehbüchern haben Sie eine ausgesprochen hohe Trefferquote. Wie stehen die Chancen, daß das so bleibt?

RB: Nächstes Jahr bringt Universal meine Adaption von David Guttersons Bestseller "Schnee, der auf Zedern fällt" heraus. Regie führte Scott Hicks, mit dem ich noch bei einem weiteren Projekt zusammenarbeite. Paramount Classicals verleiht "Passion of Mind", einen Film über eine Frau, die zwei Leben führt, ohne zu wissen, welches davon real ist. Regisseur Alain Berli-ner dreht in Frankreich, Demi Moore spielt die Hauptrolle. Von den Dailies, die ich regelmäßig sehe, bin ich so begeistert wie selten bei einem Film. ",Die Geisha' ist eines meiner besten Bücher"

BF: Dann schreiben Sie auch noch "Die Geisha" für Steven Spielberg.

RB: Ich habe gerade seine Notizen zu meinem jüngsten Entwurf erhalten. Er und das Management bei Sony halten es für eines der besten Bücher, das ich je geschrieben habe.

BF: Wann will er drehen?

RB: Im Jahr 2000, wahrscheinlich März oder April. Der Film soll dann zu Weihnachten in die Kinos kommen. Er hat sich hundertprozentig festgelegt, er hat sogar schon den Großteil der Rollen besetzt.

BF: Das gewöhnliche Autorenschicksal, ersetzt zu werden, bleibt Ihnen offenbar erspart.

RB: Schön wär's. Letztes Jahr passierte es mir bei "Entrapment", obwohl ich die Diebesromanze eigens für Sean Connery entwickelt hatte. Fox wollte, daß ich über Thanksgiving, Weihnachten und Neujahr bei der Produktion bleibe, aber das konnte ich meiner Familie nicht antun. Ich versprach dem damaligen Regisseur Antoine Fuqua eine offene Telefonleitung, aber das wollte man nicht. Ich bin zwar weiterhin ausführender Produzent, aber die letzte Fassung hat mit meiner ursprünglichen nicht mehr viel zu tun.

BF: Im Februar trat Ihr acht Mio. Dollar schwerer Autoren- und Produzentenvertrag mit Sony in Kraft. Gibt Ihnen das bessere Kontrolle über Ihre Projekte?

RB: Als Autor hat man nie die nötige Kontrolle, man leistet nur einen Beitrag.

Drehbuchautor und Produzent Ron Bass hat Erfolg mit seinem Hang zur Sentimentalität