Blickpunkt:Film

Produktion

Wir fragten Dienstleister, was sie von der neuen Bundesregierung erwarten, wie wichtig Ausfallfonds bleiben und welche Trends bestimmend sind. Hier antwortet [Charlie Woebcken](/person/dr-carl-woebcken), Vorstand [Studio Babelsberg AG](/company/studio-babelsberg-ag).


Welche Erwartungen haben Sie an eine neue Bundesregierung?


CHARLIE WOEBCKEN: Gemeinsam mit dem [VTFF](/company/vtff-verband-technischer-betriebe-fuer-film-und-fernsehen) setzen wir uns für eine grundlegende Reform der Filmförderung ein und schließen uns ganz klar den vier Forderungen des Verbands an: Die Förderquote muss auf das europäische Niveau angehoben werden, die Antragsbedingungen müssen vereinfacht und adressatengerecht angepasst werden und, ein ganz wichtiger Punkt, die langfristige Planungssicherheit muss hergestellt werden.


Die Corona-Krise hat einige Branchentrends enorm beschleunigt und deutlich gemacht, dass das gegenwärtige Fördersystem mit seinen vielen Fördertöpfen, begrenzten finanziellen Mitteln und starren rechtlichen Rahmenbedingungen der rasanten Entwicklung der Produktionswirtschaft nicht gerecht wird. Streaming-Projekte, insbesondere serielle Formate, machen unserer Einschätzung nach zurzeit etwa 75 Prozent aller Produktionen aus. Eine Serie mit mehreren Staffeln benötigt mindestens vier bis fünf Jahre Planungssicherheit - in Deutschland werden die Fördersummen aber jedes Jahr in den Haushalten neu festgelegt, sofern Streaming-Formate überhaupt förderberechtigt sind. Da hinkt Deutschland anderen europäischen Ländern hinterher.


Außerdem wünschen wir uns, dass Produktionsdienstleister, die große Beschäftigungseffekte, insbesondere im hochwertigen technologischen Bereich, in Deutschland nachweisen können, gleichberechtigt wie Produzenten behandelt werden, wenn es um Förderung ihrer Leistung geht. Nur so können wir den Produktionsstandort Deutschland nachhaltig stärken und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten.


Wie wichtig waren und bleiben Ausfallfonds zur Absicherung der Pandemierisiken in der Produktion - und welche Maßnahme wären darüber hinaus gefragt, um der Film- und TV-Branche durch den zweiten Coronawinter zu helfen?


CHARLIE WOEBCKEN: Die Ausfallfonds und weitere Coronahilfen sind sehr wichtig, auch wenn sie für Studio Babelsberg nur indirekt eine Rolle spielen. Aus Sicht eines Studiobetreibers und Produktionsdienstleisters wäre es wünschenswert, wenn wir nicht dafür bestraft werden, wenn ein Film aufgrund von Lockdowns oder anderen Einschränkungen nicht ins Kino kommt. Auch hier kann über kurz oder lang nur eine Anpassung der Filmförderung helfen. Ob ein Film, der bei uns produziert wird, im Kino startet oder bei einem Streamer landet, wissen viele Produzenten zu Drehbeginn noch gar nicht. Da ist mehr Flexibilität nötig.


Produktion wird virtueller, nachhaltiger, internationaler: Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Trend - und wie ist ihr Unternehmen darauf eingestellt?


CHARLIE WOEBCKEN: Der Standort Babelsberg sieht sich gut aufgestellt. Wir haben mit der Dark Bay, einem der größten LED-Volumes in Europa, und der neuen Halostage auf dem Studiogelände zwei hochmoderne LED-Studios für virtuelle Produktionen, die wir jederzeit flexibel um temporäre Lösungen ergänzen können, wie z.B. eine mobile LED-Wall für den Film "Retribution". Die Produktionen werden unabhängig von Zeit und Raum besser planbar und dazu nachhaltig - Virtual Production ist die Zukunft, die in Babelsberg schon da ist.


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