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Drehbuchautor [Oliver Ziegenbalg](/person/oliver-ziegenbalg) und Regisseur [Robert Thalheim](/person/robert-thalheim) haben als gemeinsame Creators/Showrunner einen besonderen Vierteiler gemacht, der morgen bei Netflix freigeschaltet wird: "The Billion Dollar Code" erzählt die wahre Geschichte zweier Berliner Programmierer, die es mit dem Netzriesen Google aufnehmen - aber verhandelt zugleich noch viel viel mehr. Lesen Sie hier unsere Besprechung.


Wie eine Sonne scheint der Geist von [Aaron Sorkin](/person/aaron-sorkin) auf den Netflix-Vierteiler von Oliver Ziegenbalg und Robert Thalheim, die ihre bei ["Kundschafter des Friedens"](/movie/kundschafter-des-friedens) begonnene Partnerschaft fortsetzen: Ohne sie kann es kein Leben geben, aber sie spendet auch Wärme und lässt die Dinge gedeihen. ["The Social Network"](/movie/the-social-network) und ["Steve Jobs"](/movie/steve-jobs) erkennt man sogleich als Kreativpaten, ein bisschen auch ["Eine Frage der Ehre"](/movie/eine-frage-der-ehre) und ["The Trial of the Chicago 7"](/movie/the-trial-of-the-chicago-7), allesamt also Drehbucharbeiten, die sich durch Sorkins unverkennbar eloquente Dialoge, aber auch durch cleveres, immer originelles Plotting auszeichnen, immer das Vergnügen und den Erkenntnisgewinn des Publikums im Visier. Ein Blick auf "The Billion Dollar Code" zeigt aber auch: Die beiden Creators haben nicht emuliert oder gar geklaut: Wer zu nah an die Sonne kommt, stürzt ab. Sie haben Sorkins Matrix studiert, analysiert und kapiert. Und sie haben aus dem Gelernten ein 265-minütiges Stück Entertainment formuliert, das in dieser Form ziemlich allein dasteht im deutschen Filmschaffen. Mit den Werkzeugen Hollywoods eine deutsche Miniserie geformt, auf Tatsachen basierend, Jahrzehnte umfassend, von den frühen Neunzigern in die Gegenwart, die eine David-gegen-Goliath-Geschichte erzählt, von einer Freundschaft zwischen zwei ganz unterschiedlichen Männern, und die in einen Gerichtssaalthriller mündet, in dem schließlich alles auf dem Spiel steht. Am wichtigsten für das Gelingen ist jedoch, dass ein Stück deutsche Historie greifbar gemacht wird, die wilde Zeit im Berlin nach dem Mauerfall, in der die Freiheit ebenso grenzenlos erscheint wie die Möglichkeit, die Zukunft zu gestalten.


So geht es jedenfalls dem visionären Carsten Schlüter, der erst mit Hilfe des verschlossenen Hackers Juri Müller und des Chaos Computer Clubs einen Algorithmus zu entwickeln, mit dem man sich vor dem Computer an jede Ecke der Welt bewegen kann. Zunächst werden sie gefeiert, später wird ihre Freundschaft zerbrechen in den Mühlen des Silicon Valley, als Google ihnen mit Google Earth den Rang abläuft - die Anwendung aber offenkundig auf ihrem Code basiert. Wie die beiden voneinander entfremdeten Männer nach geplatzten Träumen und Illusionen Jahre später gegen den Online-Riesen zu Feld ziehen, mit Hilfe einer Anwältin, gespielt von [Lavinia Wilson](/person/lavinia-wilson) als deutsche Antwort auf Jessica Chastain, das zeigen Thalheim und Ziegenbalg in einem visuell überbordenden Feuerwerk, mit Schnitten und Einschüben, die so schnell sind wie die Dialoge, parallel zu der abenteuerlichen Reise von Carsten und Juri, als Jungs gespielt von [Leonard Scheicher](/person/leonard-scheicher) und %Marius Ahrendt%, als Erwachsene von [Mark Waschke](/person/mark-waschke) und [Misel Maticevic](/person/misel-maticevic), allesamt toll besetzt: Welch ein Ritt, aufregend, witzig, anspielungsreich, emotional. Sorkin mag die Sonne sein. Und doch tritt "The Billion Dollar Code" mühelos aus seinem Schatten.


Thomas Schultze

"The Billion Dollar Code" auf Netflix