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Festival

VENEDIG Tag 9: Evil Dies Tonight

Langsam werden die Gehsteige auf dem Lido wieder hochgeklappt, der Wettbewerb der 78. Mostra von Venedig ist fast durch, Normalität kehrt langsam wieder zurück. Als Energiepille für die letzten Meter gab es "Halloween Kills"; im Wettbewerb erregen drei Filme aus dem ehemaligen Ostblock Aufmerksamkeit.

Thomas Schultze10.09.2021 11:43
Auch in "Halloween Kills" ist der Albtraum für Jamie Lee Curtis noch nicht vorbei
Auch in "Halloween Kills" ist der Albtraum für Jamie Lee Curtis noch nicht vorbei Universal

Die Zeiten, in denen ich wirklich alle Teile des "Halloween"-Franchise nicht nur erinnern sondern auch souverän einordnen konnte, sind lange vorbei. Heute weiß ich nur noch gewiss, dass zumindest für mich das Original unerreicht bleibt, das Ground Zero des Slasher-Genres, neben "Last House on the Left", "Texas Chainsaw Massacre" und "The Hills Have Eyes" einer der vier ganz Großen des amerikanischen Horrorfilms der Siebzigerjahre, seine bedrohliche Stimmung, die innere Geschlossenheit, der nackte Terror, ohne dass Leichen im Minutentakt angehäuft werden mussten, wie das dann bei den Epigonen, beginnend mit "Freitag der 13." und "Prom Night", der Fall war. Die durch die Maske gefilmte Sequenz, in der mit subjektiver Kamera ein Mädchen erstochen wird, und die Erkenntnis, dass der Mörder, als ihm die Eltern seine Maske abnehmen, ein kleiner, ausdrucksloser Junge ist, hat sich in mir förmlich eingebrannt, als eine Art Inbegriff der Finsternis, die in uns wohnen kann. Ich meine, mich erinnern zu können, dass Teil 2 noch einmal ganz gut war, mit deutlich höherem Bodycount, aber durchaus noch der Ausgangsgeschichte verpflichtet: der stumpfe Killer ohne Seele und Persönlichkeit, der nicht ruhen wird, bis er seine Schwester Laurie getötet hat. Danach verlieren sich meine Erinnerungen in der Beliebigkeit der folgenden Filme. Michael Myers war jetzt einfach nur der Kultmörder mit der Maske, irgendwie eine Selbstverständlichkeit, wie Jason Voorhees oder Freddy Krueger, aber Bedrohung wie einst bei John Carpenter und Debra Hill ging nicht mehr von ihm aus.

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