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Festival

VENEDIG Tag 5: Fieberträume

Venedig hat Lust auf Genrekino. Grundsätzlich gut so. "Last Night in Soho" von Edgar Wright (außer Konkurrenz) und "Mona Lisa and the Blood Moon" von Ana Lily Amirpour (Wettbewerb) machen Spaß. Vollends überzeugen können sie aber nicht.

Thomas Schultze06.09.2021 09:07
Viele große Momente, aber kein großer Film: "Last Night in Soho"
Viele große Momente, aber kein großer Film: "Last Night in Soho" Universal

Wenn man sich in die Hände von Edgar Wright begibt, dann kann man sicher sein, etwas Besonderes zu erleben: virtuose Inszenierung, atemberaubende visuelle Umsetzung, perfekte Fusion von Bild und Musik - Kino in einer ganz puren Form. Genauso sicher kann man sich aber auch sein, dass er die Brillanz nicht auf voller Strecke durchhalten wird, dass er seinen schlimmsten juvenilen Impulsen nachgeben und seine Filme, manchmal erst auf den letzten Metern, entgleisen lassen wird. Seine neueste Arbeit, "Last Night in Soho", ein ambitionierter Originalstoff, der tief aus der britischen Popkultur der Sechzigerjahre schöpft und sie in die Gegenwart versetzt, ist leider keine Ausnahme. Was ein Jammer ist. Zunächst ist der Film nämlich eine Wucht. So wie Wright es versteht, das Geigenintro von Cilla Blacks frühem Pophit "You're My World" aus dem Jahr 1964 so einzusetzen, als würde gleich Norman Bates hinter dem Vorhang hervorspringen, ist der Film über eine weite Strecke ein verführerisches Gebräu, in dem sich aus dem Wonnegefühl der Nostalgie im Handumdrehen Bedrohung und Schrecken schälen können.

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