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Mit ["Blood Red Sky"](/movie/blood-red-sky) hat [Peter Thorwarth](/person/peter-thorwarth) einen furiosen Actionthriller abgeliefert über einen von Terroristen entführten Flug mit einem Vampir, gespielt von der überragenden [Peri Baumeister](/person/peri-baumeister), an Bord. Hier unsere Besprechung des Films, der gerade Weltpremiere auf dem Filmfest München feierte und ab 23. Juli bei Netflix als Original ausgestrahlt wird.


["Stirb langsam"](/movie/stirb-langsam) im Flugzeug. Mit Vampiren. Und Terroristen. Das passt als Pitch mühelos auf eine Streichholzschachtel, Mister Bruckheimer. Klingt simpel. Schlägt aber einen Haken nach dem anderen. Und ist vor allem kein Snakes on a Plane, kein Trash, kein Quatsch. Sondern so zupackend und konsequent und mit aller gebotenen Härte erzählt, dass man zweimal nachsehen muss, dass Peter Thorwarth wirklich der Regisseur dieses Genrefilms auf absolut internationalem Niveau ist. Jener Peter Thorwarth also, von dem man glaubte, er werde auf ewig als Regisseur der Unna-Trilogie identifiziert, "Bang Boom Bang" und so, der Mann für coole bis halbseidene Figuren und schräge Sprüche aus dem Ruhrpott. Das ist passé. Künftig wird man ihn kennen als Regisseur von "Blood Red Sky", an dessen Verwirklichung er 16 Jahre gearbeitet hat und der nun endlich entstehen konnte, für Netflix.


Ein Blick auf den Film, und man weiß, warum es in all den Jahren nicht fürs Kino geklappt hat. Und warum er ein nachgerade idealer Stoff für den Streamer ist, ein Prototyp - eine deutsche Produktion in deutscher und englischer Sprache, mit internationalem Cast und drastischen Gewaltszenen, ein visuell überzeugender Ritt, den man auch dann versteht, wenn man den Ton abdreht (was indes schade wäre, weil auch die ­Tonmischung 1A ist), weil er sich komplett über Bilder mitteilt. Eine junge Frau geht mit ihrem Sohn an Bord eines Nachtflugs, der sie zu einem Arzt bringen soll, der ihr Linderung für ihr körperliches Leid verspricht, das sie aktuell nur mit den letzten Chargen eines Gegenmittels unter Kontrolle halten kann: Man verrät kein Geheimnis, wenn man offenbart, dass diese Nadja eine Vampirin ist. Was auf dem Flug auch niemandem auffallen würde, wenn die Maschine nicht von Terroristen mit unklarer Absicht in ihre Gewalt gebracht werden würde. Die fackeln nicht lange und haben mit [Alexander Scheer](/person/alexander-scheer) einen Psycho an Bord, den Klaus Kinski nicht ausgeklinkter hätte spielen können, wenn er sich mit Blut den Aladdin-Sane-Swoosh ins Gesicht schmiert und im um sich greifenden Chaos nach Wegen sucht, selbst ein Untoter zu werden.


Immer wieder kippt die Stimmung, ändern sich die Vorzeichen, bekommt jemand Anderes Oberhand: Es wird nicht eine Sekunde langweilig in diesem Thriller der besonderen Art, in dem schließlich auch noch ein von [Kais Settis](/person/kais-setti) gespielter Mitreisender eine tragende Rolle spielt, der sich um den Sohn Nadjas kümmert, während sie in wechselnden räumlichen Konstellationen gegen die Bösewichte und dann auch noch das nahende Sonnenlicht kämpft, weil der Flug länger dauert als gedacht. Wenn es hier eine Schwachstelle gibt, dann ist es der Einstieg, der­einen deutlich generischeren Exploitationfilm befürchten lässt, wenn das Flugzeug mitten in der Pampa auf einem Militärstützpunkt landet und von Soldaten umzingelt wird. In dem Moment, in dem "Blood Red Sky" zu einer langen Rückblende ansetzt, um zu erklären, was bisher passiert ist, nimmt die von Peter Thorwarth mit [Stefan Holtz](/person/stefan-holtz) geschriebene Story an Fahrt auf und steigert sich immer weiter, bis zur Raserei, wie auch die von Peri Baumeister mit vollem Einsatz und ohne Rücksicht auf Eitelkeiten gespielte Hauptfigur selbst, ein Mommy-Monster, das nicht weniger furchterregend ist wie die Alien-Mutter in ["Aliens - Die Rückkehr"](/movie/aliens-die-rueckkehr). Keine Harpiye könnte wütender sein: "Blood Red Sky" liefert, was man sich erhofft. Und bleibt in Erinnerung als emotionaler und tiefgründiger, als man es von einem Film erwarten dürfte, in dem Blutsauger ein Passagierflugzeug in Angst und Schrecken versetzen.


Thomas Schultze