Blickpunkt:Film

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Ein Tag noch, dann geht die nach ["WandaVision"](/tvshow/wandavision) zweite Marvel-Serie bei Disney+ auf Sendung. Blickpunkt:Film durfte vorab schon einmal einen ersten Blick auf die erste Folge des Sechsteilers werfen. Hier unsere Besprechung.


Man ist noch gar nicht fertig damit, sich durch all die Implikationen zu arbeiten, die durch das Finale von "WandaVision" aufgeworfen wurden, da legt Marvel bereits nach auf Disney+: Zwei Wochen nach Abschluss der ersten Highclass-Serie aus dem Marvel Cinematic Universum, in deren Mittelpunkt Scarlet Witch und Vision standen, folgt nun der zweite Streich, "[The Falcon and the Winter Soldier](/tvshow/the-falcon-and-the-winter-soldier)", dessen sechs Episoden ab 19. März im Wochenrhythmus gezeigt werden. Wie "WandaVision" wird auch hier die Erzählung zeitlich hinter den Ereignissen von ["Avengers: Endgame"](/movie/avengers-endgame) angelegt, allerdings sind die Bezüge jetzt direkter und weniger diffus als bei der vorangegangenen Serie. Das liegt zum einen daran, dass "WandaVision" sich primär auf die inneren emotionalen und psychologischen Kämpfe seiner weiblichen Hauptfigur fokussierte. Zum anderen stand der Falke in "Endgame" inhaltlich näher an den Haupt-Avengers: Ihm hatte Steve Rogers zum Abschluss seinen sagenumwobenen Schild übergeben und damit de facto zum neuen Captain America gemacht. Nur dass der Falke dieses Erbe, erste Überraschung der neuen Serie, nicht antritt, sondern der amerikanischen Regierung überlässt, als Sinnbild für das Gedenken an den legendären Superhelden: Als Ausstellungsstück hinter Plexiglas soll es nachfolgende Generationen junger Amerikaner inspirieren.


Sam Wilson, so der Privatname des Marvel-Helden, macht weiter wie gewohnt als Falke. Und dass das nicht das schlechteste ist, unterstreicht eine ausgedehnte, verblüffend aufwändige Sequenz gleich zum Auftakt, in der er sich im Luftkampf gegen Terroristen beweisen darf. Die Szene gibt auch den Ton an für das, was folgen wird. Gab sich "WandaVision" zum Start betont spielerisch und geheimnisvoll, ist die von der mit allen Serienwassern gewaschenen [Kari Skogland](/person/kari-skogland) (["The Handmaid's Tale"](/tvshow/the-handmaids-tale), ["The Americans"](/tvshow/the-americans), ["Vikings"](/tvshow/vikings) etc.) inszenierten und Showrunner [Malcolm Spellman](/person/malcolm-spellman) (["Empire"](/tvshow/empire)) konzipierten Serie deutlich handfester, realitätsbezogener. Man erlebt mit, wie fünf Jahre nach ihrer Auslöschung durch Thanos zurückgekehrte Menschen mit ihren Kreditanträgen scheitern, weil sie eben schon fünf Jahre keine festen Einkünfte mehr hatten. Oder man erlebt hautnah mit, wie der unter dem Kampfnamen Winter Soldier bekannte Bucky Barnes unter Albträumen leidet und Abbitte für im Namen von Hydra begangene Schandtaten zu leisten versucht. Gleichzeitig schält sich ein Terrorismusplot heraus, der sich in den kommenden Episoden noch vertiefen dürfte.


Und schließlich gibt es noch eine Handlungsentwicklung als Cliffhanger der ersten Folge, die zumindest die MCU-Fangemeinde als echten Hammer empfinden dürfte - und ziemlich alles in Frage stellt, was das Verhältnis der Avengers zur amerikanischen Regierung anbetrifft. Klotzen nicht kleckern ist keine schlechte Einstellung, wenn man einen neuen Marvel-Handlungsstrang etabliert, der in prächtigen Breitwandkinobildern auch Sam Fullers altes Diktum beherzigt, ein Film solle mit einer Explosion starten und sich dann stetig steigern. In jedem Fall ist man nach 45 Minuten mit [Anthony Mackie](/person/anthony-mackie) und [Sebastian Stan](/person/sebastian-stan) schon voll dabei - ohne dass sich die beiden ein erstes Mal getroffen hääten und [Daniel Brühl](/person/daniel-bruehl), der in "The Falcon and the Winter Soldier" nach "[The First Avenger: Civil Warrior](/movie/the-first-avenger-civil-war)" wieder als Bösewicht Zemo an Bord ist, seinen ersten Auftritt gehabt hätte. Noch zwei Gründe, sich auf die zweite Folge zu freuen.


Thomas Schultze