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Kino

Golden Globes: Kein Stich für Netflix

Die 77. Verleihung der Golden Globes glich einem Glaubensbekenntnis für die große Leinwand. Die großen Hoffnungen von Netflix wurden enttäuscht: Studioproduktionen waren am Drücker. Eine Analyse.

Thomas Schultze07.01.2020 12:23
Absolut souverän: Brad Pitt ist auf Oscarkurs
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Um den Leumund der Hollywood Foreign Press Association (HFPA) war es nie sonderlich gut bestellt. Niemand weiß so recht, was die journalistischen Meriten der 88 Mitglieder wirklich sind. Manche von ihnen scheinen kaum mehr zu bieten zu haben als persönliche Blogs, die sie mit Fotos von sich und all den Stars, die man eben trifft, wenn man auf dem Ticket der HFPA durch die Welt reist, füllen. Gleichwohl ist es müßig, jedes Jahr aus Neue wieder dieses Lamento anzustimmen. Weil es nichts ändert an der Tatsache, dass die von der HFPA, so dubios die Vereinigung auch sein mag, ausgerichteten Golden Globe Awards der zweitwichtigste Filmpreis der Award-Season sind, gleich nach den Oscars, und als solche oftmals eine beachtliche Signalwirkung haben. Zumal die Globes anno 2020 eine klare Ansage waren. Gerade nach dem Furor in der Folge der Nominierungen vor einem Monat, als wieder einmal keine Filmemacherin Einlass gefunden hatte in den erlauchten Kreis der fünf nominierten Regisseure. Nun mag es ein gutes Jahr gewesen sein für Regisseurinnen, aber man muss auch konzedieren, dass es an den tatsächlich Nominierten nicht wirklich viel zu mäkeln gab. Drei von ihnen hatten Filme inszeniert, die später Bester-Film-Ehren bei den Globes erhielten (bestes Drama, beste Komödie/Musical, bester ausländischer Film). Die beiden anderen waren Martin Scorsese, der eigentlich als Favorit gegolten hatte, und Todd Phillips, zu dessen Joker man stehen will, wie man mag - keiner wird bestreiten können, dass er ein kultureller Meilenstein des Kinojahres 2019 war (und obendrein den Goldenen Löwen in Venedig gewonnen hatte).

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