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Festival

TORONTO Tag 5: Was die Welt jetzt braucht

Mit "Jojo Rabbit" von Taika Waititi hatte man schwer gerechnet auf dem Toronto International Film Festival. Völlig zurecht: Die "Anti-Hass-Satire" wurde bei der Weltpremiere vom Publikum zu den Tönen von David Bowies "Helden" im Abspann förmlich gefeiert.

Thomas Schultze08.09.2019 22:50
Das tut gut: "Jojo Rabbit" von Taika Waititi
Das tut gut: "Jojo Rabbit" von Taika Waititi TIFF

Darf man über Hitler im Kino lachen? Die Antwort haben zu finstereren Zeiten bereits Chaplin und Lubitsch gegeben und Mel Brooks hat sie neu formuliert: Unbedingt. Und doch war man sich nicht ganz sicher, ob sich der clevere neuseeländische Filmemacher Taika Waititi nicht vielleicht doch verheben könnte mit seinem "Jojo Rabbit". Vielleicht einen Tick zu ausgelassen und sorglos wirkten die bisherigen Filmbilder und ein erster Trailer über den Film eines deutschen Jungen namens Jojo Betzler, der die letzten Tage des Zweiten Weltkriegs nur übersteht, weil ihm Adolf Hitler selbst als imaginärer Freund beiseite steht und in seinen nationalsozialistischen Überzeugungen bestätigt. Die Sorgen hat man sich umsonst gemacht. Waititi wird den Anforderungen des Stoffs gerecht. Ja, der Humor ist respektlos, wie sich auch Monty Python über Nazis lustig gemacht haben. Aber vor allem wird der Regisseur den eigenen Ansprüchen gerecht, eine "Anti-Hass-Satire" gemacht haben zu wollen - wohlgemerkt eine mit großem Herzen und der angemessenen Verachtung für die Botschaft der Zerstörung, mit der ein ganzes Land während des Dritten Reichs indoktriniert wurde.

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