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Festival

TORONTO Tag 3: Hauen und Stechen

Die großen Trümpfe in Toronto stechen: "Knives Out" von Rian Johnson ist das große Krimivergnügen, das man sich erhofft hatte. Und "Just Mercy" erweist sich als cleverer Justizthriller, der die gängigen Konventionen des Genres klug nutzt, um etwas Profundes über den alltäglichen Rassismus im Süden der USA zu erzählen.

Thomas Schultze08.09.2019 19:07
Ganz großes Kino: "Knives Out"
Ganz großes Kino: "Knives Out" TIFF

Das Schöne am Toronto International Film Festival ist ja, dass keine rigiden Auswahlkriterien für die präsentierten Filme existieren. Anders als bei den A-Festival in Europa gilt es hier nicht, eine stellvertretende Selektion auf die Beine zu stellen, die im Rahmen von 20 Filmen abbildet, wie es um den Herzschlag des anspruchsvollen Weltkinos steht. In Toronto kommen neben Sperrigem und Forderndem genauso Filme zum Zug, die einfach nur Spaß machen. Und Spaß, das pure Vergnügen beim Ansehen, die Freude über jeden neuen Haken, den die Handlung schlägt, oder Enthüllung, die wieder eine völlig neue Perspektive auf das Gezeigte zulässt, ist oberstes Gebot bei dem neuen Film von Rian Johnson, der auch ein Befreiungsschlag für den Regisseur von "Star Wars: Die letzten Jedi" ist: Seine Arbeiten sind klug und virtuos im Umgang mit filmischen Mitteln, aber immer auch geprägt von einem Ernst, der einem leicht sauer aufstoßen kann. "Knives Out" dagegen ist Johnsons erster Film, der sich ganz in den Dienst seines Publikums stellt, der als Geschenk gedacht ist und auch so funktioniert. Er reizt die Möglichkeiten des Whodunit aus, spielt mit dem Regelwerk, das Agatha Christie in ihren Krimis aufgestellt hat und seither zahllose Variationen erfahren hat, von Hitchcock bis "Columbo", stellt Erwartungen auf den Kopf und will doch einfach immer nur ein Ritt sein, der sein Publikum mitnimmt und staunen lässt.

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