Blickpunkt:Film

Kino

Die deutsche Produzentenlegende [Artur Brauner](/person/artur-brauner) ist vier Wochen vor seinem 101. Geburtstag verstorben. Das wurde laut Bild-Zeitung von einem Familienmitglied bestätigt. Offenbar überlebte er einen Schwächeanfall nicht.


Artur "Atze" Brauner wurde am 1. August 1918 in Lodz/Polen geboren. Er war einer der produktivsten Produzenten des deutschen Nachkriegsfilms und einer der wichtigsten Filmproduzenten Europas. Mit seiner 1946 gegründeten [CCC-Film](/company/ccc-filmkunst) (Central Cinema Company) zeichnete er für die Produktion von über 250 Spielfilmen und TV-Serien verantwortlich und erhielt die weltweit wichtigsten Filmpreise sowie mehrere Oscar-Nominierungen.


In den Sechzigern und Siebzigern entstanden unter seiner Regie einige sehr erfolgreiche Serien, von Edgar-Wallace-Filmen über die Mabuse-Serien bis zu einer ganzen Reihe von Karl-May-Filmen. Für das Deutschland-Drama ["20. Juli"](/movie/der-20-juli) (1955) erhielt Brauner den Bundesfilmpreis, für den Welterfolg "Die Ratten" im selben Jahr den Goldenen Bären auf der Berlinale. Weitere Preise folgten u.a. für "[Via Mala](/movie/via-mala_1)" (Bambi, 1961), ["Der brave Soldat Schweijk"](/movie/der-brave-soldat-schwejk) (Golden Globe, 1962) sowie für "[Die Nibelungen](/movie/die-nibelungen)" (Bambi, 1966). Seine erste Oscar-Nominierung heimste er für das Zweite-Weltkriegs-Drama ["Bittere Ernte"](/movie/bittere-ernte) aus dem Jahr 1985 ein. Zu seinen weiteren Produktionsarbeiten zählen ["Hitlerjunge Salomon"](/movie/hitlerjunge-salomon_6) (1989), ["Von Hölle zu Hölle"](/movie/von-hoelle-zu-hoelle) (1996) sowie zuletzt das deutsch-russische Drama ["Babij Jar"](/movie/babij-jar-das-vergessene-verbrechen) (2003), "[Der letzte Zug](/movie/der-letzte-zug_6)" (2006) und ["Wunderkinder"](/movie/wunderkinder) (2011). Auf der Berlinale 2003 wurde Artur Brauner mit der Berlinale Kamera für sein Lebenswerk geehrt.


In einem [Interview](/article/mit-leidenschaft-und-besessenheit-35ff0a1a93542d8766e9612ef1ccf841), das Brauner Blickpunkt:Film anlässlich seines 100. Geburtstags gab, sagte er: "Die Zeiten sind für unabhängige Produzenten bedeutend schwieriger geworden. Wir hatten zwar enorme Aufbauarbeit zu leisten, aber wir waren einige wenige Pioniere. Heute gibt es eine Vielzahl von Produzenten, die sich um den gleichen Kuchen streiten, der nicht unbedingt größer wird. Wenn man für den Beruf nicht brennt, also leidenschaftlich und besessen davon ist wie ich oder meine Tochter, dann sollte man es sich noch einmal gut überlegen."


[FFA](/company/ffa-filmfoerderungsanstalt)-Präsident [Bernd Neumann](/person/prof-dr-hc-bernd-neumann) erklärte zum Tod der Produzentenlegende: "Mit Artur Brauner verlieren wir einen Ausnahmeproduzenten des deutschen Films. Seine Ideen, seine Zielstrebigkeit und seine mitreißend positive Einstellung zum Leben beeindruckten jeden, der ihn kennenzulernen durfte. In den 50er und 60er Jahren prägte er den deutschen Nachkriegsfilm und gab der deutschen Filmwirtschaft die entscheidenden Impulse. Als Überlebender des Holocaust war sein wichtigstes Anliegen jedoch der unermüdliche Kampf gegen das Vergessen. Filme wie 'Hitlerjunge Salomon', '[Die weiße Rose](/movie/die-weisse-rose)' oder 'Der letzte Zug' waren wichtige Filme ? Filme, die gedreht werden mussten. Wir sind dankbar, dass er sie geschaffen hat."


[Alexander Thies](/person/alexander-thies), Vorsitzender der [Produzentenallianz](/company/allianz-deutscher-produzenten-film-und-fernsehen): "Wir haben mit Artur Brauner nicht nur einen Freund und einzigartigen Gestalter unserer Branche verloren. Er hatte jahrzehntelang einen maßgebenden Einfluss auf die deutsche Filmbranche. Als Produzent besaß er einen untrüglichen Instinkt für Stoffe und Geschichten und als Unternehmer bewies er Mut und Standfestigkeit. Er war eine Lichtgestalt, die auch im hohen Alter weiterhin aktiv war und die deutsche Produktionswirtschaft prägte. Sein Schaffen, und besonders seine wichtigen filmischen Beiträge zur Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit bleiben unvergessen. Er wird uns fehlen. Unsere Gedanken sind bei seinen Kindern und seiner Familie."


[Ellen Harrington](/person/ellen-harrington), Direktorin des [Deutschen Filminstitut & Filmmuseum](/company/dff-deutsches-filminstitut-und-filmmuseum_a): "Wir sind sehr traurig über Artur Brauners Tod, so kurz vor seinem 101. Geburtstag. Natürlich bleiben wir die verlässlichen Partner der CCC für die umfangreichen Schätze der Firmengeschichte, die in unserem Archiv- und Studienzentrum unter Leitung von Hans-Peter Reichmann sicher verwahrt werden und für wissenschaftliche Recherchen zur Verfügung stehen. Die Verantwortung, die Artur Brauner uns persönlich übertragen hat, und die durch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seiner Familie, namentlich Dr. Alice Brauner, fortgesetzt wurde, ehrt uns. Wir werden ihr auch in Zukunft gerecht werden."

Artur Brauner im Alter von 100 Jahren verstorben