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Festival

CANNES Un Certain Regard 3: Endspurt

Die ganze Bandbreite filmischen Schaffens zeigt der Certain Regard bis zum Schluss mit einer Reise durch die Regionen der Welt - und zeigt sich dabei ebenso von seiner politischen wie privaten Seite. Jetzt beginnt auch in dieser Sektion das Warten auf die Preise.

Thomas Schultze24.05.2019 09:17
Très français: "Chambre 212" mit Chiara Mastroianni
Très français: "Chambre 212" mit Chiara Mastroianni Festival de Cannes

In seinem Filmdebüt "Evge" ("En Terre de Crimée") folgt der junge ukrainische Regisseur Nariman Aliev einem Krim-Tataren auf der beschwerlichen Reise aus der Ukraine zurück in seine Heimat auf der okkupierten Halbinsel. Ein in jeder Hinsicht erschütternder Trip: Mustafa hat seinen ältesten Sohn im Krieg an der ukrainischen Ostfront verloren und will ihn in der Heimaterde und mit den traditionellen Beerdigungsriten begraben - koste es, was es wolle. Ein Vorhaben, das sich schwierig gestaltet, angefangen von der Freigabe der Leiche bis zu deren Transport im Auto, einem Unfall, Diebstahl, der Überwindung diverser Kontrollpunkte. Mit dabei ist der jüngere Sohn, der in der Stadt studiert und zunächst keinen Sinn darin sieht, dem entfremdeten Vater zu folgen. Doch im Verlauf der Fahrt kommen sich Vater und Sohn wieder näher, und schließlich ist es der Jüngere, der versucht, zu Ende zu führen, was der Vater begonnen hat. Aliev entscheidet sich für eine einfache, chronologische Erzählweise und versucht gar nicht erst, Schwarzweißmalerei zu vermeiden - korrupt, brutal und hässlich ist immer der politische Gegner, der Unterdrücker. Aliev verlässt sich voll und ganz auf die politische Kraft seiner Geschichte - ein Aufschrei gegen das Unrecht der Annexion, dem das Festival, zurecht, eine Plattform gibt.

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