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CANNES Tag 7: Warten auf Quentin

Heute ist der Tag der Wahrheit, heute läuft in Cannes "Once Upon a Time... in Hollywood" von Quentin Tarantino. Der Tag davor gab nach den vielen Highlights vom Wochenende die Gelegenheit, auch einmal durchzuatmen. Der neue Film der Dardenne-Brüder war solide, kann es aber nicht mit ihren besten Arbeiten aufnehmen.

Thomas Schultze21.05.2019 04:21
Die Dardennes ringen mit "Le jeune Ahmed"
Die Dardennes ringen mit "Le jeune Ahmed" Festival de Cannes

Darf man es sich während des Marathons eines A-Filmfestivals erlauben, auch einmal die Zügel schleifen zu lassen? Eigentlich nicht. Jetzt ist man da, und da sollte man auch konsequent alles - oder zumindest so viel wie möglich - mitnehmen, was geboten wird. Nach sechs aufeinanderfolgenden Tagen, an denen man jeweils Filme in der 22-Uhr-Schiene mitgenommen hat, um nicht hinterher zu hängen, muss ich gestehen, gestern geschwächelt zu haben. Die Erschöpfung hat gesiegt: Den zweiten Wettbewerbsfilm des Tages, "Frankie" von dem New Yorker Filmemacher Ira Sachs, der zwar schon seit einem Vierteljahrhundert Filme macht, aber nun erst mit seiner neunten Arbeit erstmals den Weg nach Cannes gefunden hat, habe ich nach 45 Minuten dem Rest der Pressekollegen überlassen. Kein feiner Move, aber so recht gepackt hatte mich das Szenario nicht. Und naja, der Ruf des Hotelzimmers war lauter. Leise hatte einen schon vor dem Screening - das auffallend leer war - das Gefühl beschlichen, der Filme könne deshalb in den Wettbewerb eingeladen sein, damit die Schutzpatronin des Festival de Cannes, Isabelle Huppert, in diesem Jahr nicht ohne Auftritt auf dem Roten Teppich bleibt. Das ist natürlich Unfug. Der Film ist auch nicht schlecht, soweit ich es beurteilen darf, und Huppert ist wie immer sehenswert als todkranker Filmstar, der seine Familie und engsten Freunde nach Sintra in Portugal auf eine letzte Reise eingeladen hat. Umgeben ist sie von anderen Vollprofis wie Brendan Gleeson, Marisa Tomei oder Greg Kinnear, die man immer gerne sieht. Die Dialoge sind fein gedrechselt - und nicht von ungefähr fällt der Name Noah Baumbach. An dessen Großstadtkomödien muss man durchaus denken, nur dass man bei Ira Sachs niemals auf die Idee kommen könnte, es handle sich bei ihm um einen Hipster. Er ist eher ein genauer Beobachter und unauffälliger Stilist, der die Arbeit mit seinen Schauspielern schätzt, auch wenn das Ergebnis dann nicht immer die großen, eleganten Kinobilder bereithält, die dem Film mehr Fahrt geben würden.

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