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CANNES Tag 1: Das fängt ja gut an

Wer sein Festival mit Jim Jarmusch startet, der geht auf Nummer sicher und macht nichts falsch. "The Dead Don't Die" mag nicht der beste, aber vielleicht der dringlichste (und ein sehr lustiger) Film des New Yorker Independent-Veteranen sein. Und ein idealer Eröffnungsfilm für das 72. Festival de Cannes.

Thomas Schultze14.05.2019 22:04
Ein runder Auftakt für das 72. Festival de Cannes: "The Dead Don't Die"
Ein runder Auftakt für das 72. Festival de Cannes: "The Dead Don't Die" Universal

Die Zeit des Rätselns und der Ungewissheit, was der 72. Jahrgang des Festival de Cannes, ist vorüber. Jetzt gilt es wieder an der Croisette, werden die Geheimnisse gelüftet, was sich hinter den verheißungsvollen Titeln der Sélection officielle verbergen mag, hinter den neuen Arbeiten der zahlreichen Cannes-Veteranen (immerhin fünf vormalige Goldene-Palme-Gewinner treten in diesem Jahr wieder an) und Neulingen auf dem Palmen-Parkett. Für den künstlerischen Leiter Thierry Frémaux ist es ein wichtiger Jahrgang: Im vergangenen Jahr hatte er nach der Netflix-Kontroverse einen Neuanfang versprochen und ungewöhnlich viele neue oder ungewöhnliche Namen in sein Programm aufgenommen, dafür aber viel Kritik speziell von amerikanischen Journalisten einstecken müssen, die Cannes gerade im Vergleich zum zuletzt aus dem Vollen schöpfenden Venedig auf den absteigenden Ast sahen (im Übrigen ungerechtfertigt: Cannes 71 war vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, steckte dann aber voller aufregender Überraschungen, die das sensationell stark besetzte Venedig aller großartigen Filme zum Trotz tatächlich etwas hüftsteif und oll aussehen ließen). Nun muss Frémaux einerseits die eingeschlagene Linie fortsetzen, um sich nicht unglaubwürdig zu machen, andererseits muss er aber auch die maulenden Amerikaner befrieden - ein anstrengender Spagat, der letztlich davon abhängt, wie gut die Filme der Veteranen sind und wie sie sich im Vergleich zu den Arbeiten der aufstrebenden Filmemacher machen. Um zum Auftakt für gute Stimmung zu sorgen, ging Frémaux gleich einmal auf Nummer sicher. Was kann man schon falsch machen, wenn man Jim Jarmusch einlädt, der dem Ruf von Cannes mit ganz wenigen Ausnahmen ("Night on Earth", "Limits of Control") stets Folge leistet, zuletzt vor drei Jahren mit seinem wunderbar kontemplativen "Paterson" (sowie im selben Jahr mit seiner außer Konkurrenz gezeigten Stooges-Doku "Gimme Danger")? Wenn Jarmusch sich in Normalform befindet - nichts. "The Dead Don't Die" zeigt ihn in überdurchschnittlich guter Form. Alles richtig gemacht, Thierry.

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