Blickpunkt:Film

Festival

Die Italienerin [Eva Sangiorgi](/person/eva-sangiorgi) hat im Januar die künstlerische Leitung der [Viennale](/company/viennale-internationales-filmfestival-wien) übernommen, die morgen die Eröffnung ihrer 56. Ausgabe feiert. Jetzt hat sie ihr erstes Programm vorgestellt - und freut sich, in so kurzer Zeit so viel geschafft zu haben.


Blickpunkt: Film: Sind Sie zufrieden mit dem Programm, das Sie zusammenstellen konnten?


Eva Sangiorgi: Ich bin sehr glücklich damit. Ich denke, es repräsentiert die Reichhaltigkeit und die Vielfalt des Kinos der Gegenwart. Tatsächlich finde ich es unglaublich, dass ich, obwohl die Reihen der Viennale viel Raum bieten, die schwere Entscheidung treffen musste, einzelne Filme abzulehnen, weil es sonst zu viel geworden wäre. Aber so sehen die Spielregeln nun einmal aus, sonst wäre es keine Auswahl.


BF: Was ist Ihre persönliche Empfehlung?


Eva Sangiorgi: Ich könnte viele, viele Filme empfehlen. Aber da es sich bei einem Festival um ein besonderes Ereignis handelt, das die Zeit einfriert, wäre das die perfekte Gelegenheit, sich den 14-stündigen Film "La Flor" des argentinischen Schriftsteller Mariano Llinás, aufgeteilt in drei Teile, anzusehen. Ein großartiges Tribut ans Kino und seine Genres, ein faszinierender Film mit sechs Geschichten und vier sich ständig wandelnden weiblichen Figuren.


BF: Hat sich die Arbeit an ihrer ersten Viennale so gestaltet, wie Sie es erwartet haben?


Eva Sangiorgi: Es ging alles so rasend schnell, dass ich immer noch dabei bin, mich auf die neue Situation einzustellen. Ich kann aber bestätigen, dass ich dieses neue Unterfangen genieße, dazu gehört auch, dass ich mich in die Prozeduren hineinfinde und Verbesserungen vornehme. Ich hatte keine genauen Vorstellungen, habe aber großen Enthusiasmus mitgebracht. Ich denke, dem Team geht es ebenso.


BF: Gab es Stolpersteine?


Eva Sangiorgi: Die Sprache war nicht einfach. Programmieren hat viel mit Sprache zu tun, mit Denken, Argumentieren, Reden und Schreiben. Ich bin dabei, die deutsche Sprache zu lernen, weil ich eine Sensibilität entwickeln will, die ich mit meinen Kollegen teile und die sich in den Texten und Schriften widerspiegelt. Ansonsten würde ich mich auf Dauer unvollständig fühlen.


BF: Erfahren Sie den nötigen Rückhalt, um Ihre Arbeit zu machen?


Eva Sangiorgi: Auf jeden Fall. Ich bin in Wien im kulturellen Kontext auf eine Atmosphäre des Willkommens getroffen. Es wurde mir leicht gemacht, Kontakt mit anderen Kollegen oder Menschen, die im Kulturbetrieb Zuhause sind, aufzunehmen. Ich habe tolle Freundschaften geschlossen und außergewöhnliche Kollegen kennengelernt. Es ist ein angenehmes Umfeld.


BF: Hat sich das veränderte politische Klima in Österreich bei Ihrer Arbeit bemerkbar gemacht?


Eva Sangiorgi: Ich habe mehr mit der Stadt zu tun als mit den Institutionen des Landes. Von daher muss ich sagen, dass ich die tolle Energie und positive Einstellung im Kulturbetrieb sehr genieße. Die Stadt unterstützt mich nach Kräften.


BF: Sie kündigen vermehrt Gespräche und Lectures an. Welche Themen sollen behandelt werden?


Eva Sangiorgi: Die Themen sind die, die durch das Kino selbst offenbart werden, durch die Sensibilität der Autoren. Wir werden über Sprache reden und über das Kino und wie es unser gegenwärtiges Wertesystem und Leben reflektiert.


BF: Die Viennale ist ein Ereignis am Ende des Jahres, um, in Ihren Worten, (auch)...

Eva Sangiorgi: "Die Vielfalt des Kinos"