Blickpunkt:Film

Kino

Am Rande der CineEurope hat die vor einem Jahr [gegründete](https://www.mediabiz.de/film/news/global-cinema-federation-gegruendet/419492) Global Cinema Federation fünf Positionspapiere veröffentlicht, die sich jeweils mit einem Kernthema befassen, das den Kinobetreibern auf den Nägeln brennt. Sie befassen sich mit dem Kinofenster, Urheberrechtsverletzungen, Lizenzgebühren für Musik, Barrierefreiheit und internationale Investitionen.


Die kompletten Stellungnahmen finden Sie unter [www.globalcinemafederation.org](https://www.globalcinemafederation.org).


Gleich das erste Papier adressiert einen Bereich, der laut des Verbands von überragender Bedeutung für das Kinogeschäft ist: die Exklusivität der Auswertung. Das Kinofenster zusammenbrechen zu lassen, würde demnach eines der wichtigsten Argumente für den Kinobesuch unterlaufen - und damit einen Vertriebskanal schwächen, in dem "effektive Preisgestaltung" möglich sei - was sich laut der GCF beileibe nicht von jeder Plattform behaupten lasse. Auf den schwindenden physischen Home-Entertainment-Umsatz mit schnelleren Herausbringungszyklen zu reagieren, ist laut der Interessenvereinigung der falsche Weg - was sie auch mit Zahlen unterstreicht: Demnach sei der HE-Kaufmarkt in den USA von seinem einstigen Höchststand von 24,9 Mrd. Dollar im Jahr 2004 auf gerade noch 12,05 Mrd. Dollar in 2016 geschrumpft. Diesen Verlust hätten SVoD-Dienste mit rund sechs Mrd. Dollar Umsatz in 2016 nicht aufwiegen können. Auf der anderen Seite sei das nordamerikanische Boxoffice von 9,29 Mrd. (2004) auf 11,37 Mrd. in 2016 geklettert. International seien die Kinoumsätze förmlich "explodiert" und hätten im Vergleichszeitraum von 15,7 auf 27,2 Mrd. Dollar zugelegt.


Zwar seien sich die Kinobetreiber bewusst, dass die Studios ihre heimischen (HE-)Umsatzprobleme in den Griff bekommen müssten, zeigen sich jedoch besorgt ob vermeintlicher Lösungen, die insbesondere den boomenden Markt außerhalb der USA und Kanadas gefährden würden. In dem (lesenswerten) Papier wird kurz die Geschichte der Premium-VoD-Experimente und vergleichbarer Modelle skizziert, die eines gemeinsam haben: Sie konnten sich nicht durchsetzen. Unterdessen sei das Kinofenster für mittlerweile fast ein Drittel der Major-Releases mehr oder weniger unterschwellig gekürzt worden und liege für diese nun bei unter 74 Tagen: Hebel ist das EST-Fenster, mit dem Filme noch vor Erscheinen physischer Datenträger zum digitalen Kauf angeboten werden.


Schon aufgrund kartellrechtlicher Bestimmungen sei es schwierig für einen Verband wie die GCF eine klare Position zu einem der wichtigen wettbewerbsrechtlichen Punkt wie der Länge von Auswertungsfenstern zu beziehen - zumal diese je nach Territorium ganz unterschiedlich gesetzt und gehandhabt werden. Die GCF werde sich allerdings von folgenden Prinzipien leiten lassen:



Für Kinobetreiber genießt die Aufrechterhaltung des aktuellen Exklusivitätszeitraums für die Kinoauswertung allerhöchste Priorität.
Das Kinofenster ist ein wesentlicher Bestandteil der Terms of Trade zwischen Kinos und Verleihern.
Die überraschende Kürzung des Kinofensters würde als "unfaires und inakzeptables" Verhalten betrachtet.
Jede künftige Debatte über Auswertungsfenster müsse Kinobetreiber am Verhandlungstisch mit einschließen, die in Anbetracht der Folgen die etwaige Schritte auf Umsatz und Besucherzahlen hätten.



Im Sinne einer von der Kinoseite mitgestalteten Debatte über Kinofenster rät die GCF dringend dazu, vorhandene Daten zum Home-Entertainment-Umsatz und den Fenstern zusammenzutragen, zu bündeln und zu teilen - offenbar in der Überzeugung, dass diese Daten ihre Argumentation stützen.


Zum Teilen von Informationen ruft der Verband auch hinsichtlich internationaler Investitionen auf, die man durch Begrenzungen des freien Handels mitunter erschwert sieht. In die Pflicht nimmt die GCF (nicht nur) ihre Mitglieder beim Thema "Urheberrechtsverletzungen". Zwar sei die dadurch hervorgerufenen Bedrohung durch den technischen Fortschritt dramatisch gewachsen - allerdings seien Umsatzeinbußen durch illegale Filmverbreitung nicht unvermeidlich. Demnach seien die Betreiber die erste und wichtigste Verteidigungslinie gegen illegale Filmkopien, deren Ursprung zumeist in den Kinos aufgezeichnetem Material liege. Zudem seien die Kinos der Ort, der die Konsumenten über den Preis der Filmpiraterie aufklären könne.


Ein alles andere als trivialer Punkt sind die (in Deutschland über die GEMA abgerechneten) Kosten für Musiklizenzen. Das langfristige Ziel der GCF sei es demnach, Kinos völlig von der Pflicht zu befreien, diesbezügliche Abgaben an Verwertungsgesellschaften abzuführen - dies sei jedoch mit rechtlichen und strukturellen Hürden verbunden. Einstweilen wolle man sich daher bemühen, die abzuführenden Gebühren im Durchschnitt zu senken, nicht zuletzt indem man internationale Vergleiche heranziehe und jene Argumente aufbiete, die in einzelnen Ländern schon gezogen hätten.


Last but not least beschäftigt sich die GCF auch mit dem Thema Barrierefreiheit. Kinobetreiber hätten demnach schon seit geraumer Zeit entsprechende Maßnahmen auf freiwilliger Basis ergriffen und man ermutige sie, diesen Weg weiter zu beschreiten. Tatsächlich habe sich gezeigt, dass diese freiwilligen Maßnahmen gesetzliche Regelungen überflüssig machten. Dort, wo dennoch neue legislative Schritte angepeilt seien, sollten diese sowohl unter Anhörung von Kinobetreibern als auch betroffener Menschen mit Beeinträchtigungen erfolgen. An die Partner im Verleih gewandt, wünscht man sich von diesen nicht nur die Versorgung mit barrierefreien Filmfassungen (Untertitel & Audiodeskription), sondern auch die frühzeitige Kommunikation entsprechender Features, um Filme gezielt auch für beeinträchtige Besucher bewerben zu können.


In der Global Cinema Federation haben sich AMC, Cinemark, (die kanadische)...

Globale Kinovereinigung bezieht Stellung