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Festival

CANNES Tag 10: Mit dem Gesicht im Dreck

Endspurt in Cannes: Nach dem eher kuriosen "Märchen der Märchen" ist Matteo Garrone wieder besser in Form bei "Dogman", aber der Film, um den es ging am zehnten Tag, war "Capharnaüm" von Nadine Labaki.

Thomas Schultze17.05.2018 22:07
Härte zehn aus Italien: "Dogman"
Härte zehn aus Italien: "Dogman" Festival de Cannes

Cannes ist fast auf der Zielgeraden, und nach zehn Tagen lassen die Kräfte und die Konzentration doch merklich nach, deshalb Nachsicht: Der Text wird jetzt etwas kürzer ausfallen als an den Tagen davor. Der große Name des Tages war Matteo Garrone, der mit seinen letzten drei Filmen bereits im Wettbewerb war, mit "Reality" auch den Großen Preis der Jury gewinnen konnte und nun nach dem kuriosen Fehlschuss "Das Märchen der Märchen" wieder zu Form zurückfindet mit "Dogman", einer traurigen Geschichte über einen ganz simplen, bescheidenen Mann, Matteo, der in einer nicht weiter genannten italienischen, im Verfall begriffenen Hafengemeinde sein Geld damit verdient, sich um Hunde anderer Leute zu kommen. Matteo sieht aus wie ein älterer Buster Keaton, und so ist er auch, ein Clown von der traurigen Gestalt. Ein paar Lire nebenbei verdient sich er als kleiner Koksdealer, was sich als sein Schicksal erweist, weil der Tyrann der Nachbarschaft, ein Gebirge von einem Mann namens Simone, sich ausgerechnet Matteo als Zielscheibe seiner Menschenverachtung aussucht - und Matteo ihm nicht wiederstehen kann. Das ist etwa eine Stunde lang brillant, bis Garrone sein Blatt etwas überreizt, sein Drama zum alleinigen Duell der beiden Männer zuspitzt und auf die zu erwartende Tragödie hinausläuft.

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