Anzeige
Festival

BERLINALE-Roundup: Das Jahr der Frau

In einem Berlinale-Jahr mit vielen Überraschungen war die größte Überraschung die Preisvergabe. Eine nachvollziehbare innere Logik hatte sie allem. Auch wenn deutsche Filmemacher leider leer ausgingen. Eine Einschätzung zum Abschluss des Festivals.

Thomas Schultze25.02.2018 12:14
Goldener-Bär-Gewinner "touch me not"
Goldener-Bär-Gewinner "touch me not"

Sie hätte das nicht erwartet, sagte Adina Pintilie, nachdem Tom Tykwer ihren Erstlingsfilm "Touch Me Not" zum offiziell besten Film des Wettbewerbs der 68. Berlinale erklärt hatte und sie auf die Bühne des Berlinale-Palasts gekommen war, um den Goldenen Bär entgegenzunehmen. Man sah ihr an, dass ihr die Worte ernst waren. Sie war nicht allein mit ihrer Überraschung. Obwohl man sich gut vorstellen konnte, dass dieser ungewöhnliche und radikale Kunstfilm, der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen ließ und damit eine Plattform schuf, einen völlig neuen, befreienden Blick auf menschliche Körper und Sexualität in verschiedensten Spielarten zu werfen, ein Fall für Bären-Ehren sein könnte, ist der Hauptpreis schon ein starkes Stück, das sich die Jury um Tykwer da leistete. Ein Film für ein auch nur im Ansatz größeres Publikum ist "Touch Me Not", eine rumänisch-deutsch-bulgarisch-französische Koproduktion mit der Rohfilm als deutschem Koproduktionspartner, beileibe nicht. Und insofern wird der Goldene-Bär-Gewinner nicht bei einer größeren Öffentlichkeit Werbung für die Berlinale machen - die sie als größtes Publikumsfilmfestival der Welt mit mehr als 300.000 verkauften Tickets vermutlich auch nicht braucht. Die Auszeichnung ist eine Kopfentscheidung. Und man hatte sie kommen sehen, nachdem Tom Tykwer zu Beginn der Preisverleihung sagte: "Wir wollten Preise vergeben nicht nur für das, was Kino kann und wo es sich befindet, sondern wo es sich hinbewegen könnte."

Anzeige