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Kino

Oscar-Nominierungen: Die wilde 13

Zeitenwende bei den Oscars im Jahr eins nach Harvey Weinstein? Diversität war gefragt bei den Nominierungen, die von "Shape of Water" dominiert wurden, während Deutschland weinte: "Aus dem Nichts" ging leer aus. Eine Einschätzung.

Thomas Schultze24.01.2018 10:49
Oscar-Favorit mit 13 Nominierungen: "Shape of Water"
Oscar-Favorit mit 13 Nominierungen: "Shape of Water" Fox

Der Schock traf die deutsche Filmgemeinde um kurz nach 14.30 Uhr: Andy Serkis und die indisponierte Tiffany Haddish, die mit ihrer Unfähigkeit, selbst simple Namen richtig abzulesen, nicht gerade Werbung für sich machte, verlasen die Nominierten für den Auslands-Oscar. Als auf "A Fantastic Woman" (also: "Eine fantastische Frau" von Sebastian Lelio, eine für Chile gemeldete Koproduktion mit Komplizen Film) dem Alphabet entsprechend nicht "In the Fade" (der internationale Titel für Fatih Akins "Aus dem Nichts") folgte, sondern der libanesische Beitrag "L'insulte", war die größte Überraschung der Nominierungen für die 90. Academy Awards, nahezu unbemerkt von der US-Fachpresse, perfekt. Und die bitterste Pille für die deutsche Kinobranche. Denn eine Nominierung, wenn nicht gar ein potenzieller Sieg für Akins Film mit der wunderbaren Diane Kruger, der man sogar eine eigene Nominierung zugetraut hatte, war absolut gesetzt nach der Auszeichnung bei den Golden Globes und Critics Choice Awards: Allein das Momentum, so schien es, garantierte den Vorstoß in die Gruppe der letzten Fünf, die am 4. März um den Oscar streiten. Es sollte nicht sein. Dass neben "Eine fantastische Frau" mit dem schwedischen Beitrag "The Square" (deutscher Koproduzent: Essential Filmproduktion) und dem russischen Beitrag "Loveless" (deutscher Koproduzent: Wild Bunch) insgesamt drei deutsche Koproduktionen Oscar-Chancen haben, mindert die Enttäuschung ebenso wenig wie der Umstand, dass sich "Aus dem Nichts" in bester Gesellschaft befindet: Auch der gefeierte und in Venedig mit dem Großen Preis der Jury geehrte "Foxtrot" (deutscher Koproduzent: Pola Pandora Filmproduktion) wurde völlig überraschend übergangen.

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