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Serienförderung: Die Argumente liegen auf dem Tisch

Während man gespannt der Dinge harren darf, die eine neue Bundesregierung in Sachen Filmförderung auf den Weg bringen wird, machten etliche Experten beim Münchner Forum der Filmwirtschaft einmal mehr klar: An einer engagierten Förderung hochwertiger Serien kann vernünftigerweise kein Weg vorbeiführen.

Marc Mensch21.11.2017 14:48
Nico Hofmann hätte das große Serienprojekt "Charité" gerne in Deutschland inszeniert - mangels Förderung ging die Produktion aber nach Tschechien
Nico Hofmann hätte das große Serienprojekt "Charité" gerne in Deutschland inszeniert - mangels Förderung ging die Produktion aber nach Tschechien ARD/Nik Konietzny

Es mag nicht gerade die erfreulichste Anekdote sein, die Beta-Film-CEO Jan Mojto beim Münchner Forum der Filmwirtschaft zum Besten gab. Aber sie illustrierte überaus nachdrücklich, welcher Einfluss filmischen Schöpfungen auch auf höchster Ebene zuerkannt wird. Denn in Polen zeigte man sich ihm zufolge angesichts angeblich "geschichtsverfälschender" Darstellung nicht etwa nur leicht verschnupft über "Unsere Mütter, unsere Väter" - sondern derart erzürnt, dass die international gefeierte Erfolgsserie dort zum Fall für die Justiz wurde. Unter anderem unter Berufung auf die "nationale Würde" fordern Veteranen der polnischen Heimatarmee eine offizielle Entschuldigung von ZDF und UFA Fiction. Das Ausmaß des Aufruhrs wirkt sicherlich nicht nur auf den ersten Blick überraschend. Es erklärt sich laut Mojto aber nicht zuletzt über die leidvollen Erfahrungen der Polen mit totalitären Regimen und deren Instrumentalisierung der Medien. Letzteres sicherlich die schattige Seite der Medaille. Der Punkt, den Mojto illustrieren wollte, kam indes klar herüber, zumal er ihn noch mit einem weiteren Aspekt unterfütterte. So hätten Forscher analysiert, worauf die Marktführerschaft von Unternehmen in Territorien außerhalb ihres Herkunftslandes basiere. Dabei habe sich gezeigt, dass oftmals weniger die Qualität der Produkte ausschlaggebend sei, als vielmehr Faktoren wie historische Beziehungen zwischen den Ländern, eine gemeinsame Sprache - oder eben eine geteilte Kultur. Audiovisuelle Schöpfungen wiederum seien der wichtigste Träger dieses "weichen Faktors", gerade weil sie so vielschichtig wirken können. So werden mit Filmen und Serien nicht etwa nur unterhaltsame Geschichten erzählt. Die besten Vertreter ihrer Zunft treffen auf ebenso vielschichtige wie subtile Weise auch Aussagen über das Entstehungsland und seine Menschen, geben Einblicke in Gesellschaften; offenbaren, wie sich Länder mit sich selbst und ihrer Geschichte auseinandersetzen. Oder kurz gesagt: Man kommt nicht umhin, audiovisuellen Werken auch die Rolle eines Botschafters zuzuerkennen - wobei sich die berechtigte Frage stellt, weshalb man an dieser Stelle zwischen international vielbeachteten Serien und Kinofilmen unterscheiden sollte.

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