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Kino

1. Filmwirtschaftsgipfel geht Knackpunkte an

Wo drückt Deutschlands Film- und Fernsehindustrie der Schuh? Diese Frage stand nicht lange unbeantwortet im Raum beim 1. Filmwirtschaftsgipfel, bei dem nach Lösungen für die drängendsten Probleme der Branche gesucht wurden.

bas, ak08.06.2006 12:12
Über 200 Teilnehmer wurden beim ersten Filmwirtschaftsgipfel am 1. Juni in München gezählt
Über 200 Teilnehmer wurden beim ersten Filmwirtschaftsgipfel am 1. Juni in München gezählt

Die größte Druckstelle verursache das Fehlen eines vernünftigen und vor allem nachhaltig wirksamen Finanzierungsmodells jenseits des bestehenden Fördersystems. Darin waren sich die Teilnehmer des ersten Filmwirtschaftsgipfels einig, der am 1. Juni in der Hypovereinsbank in München auf Einladung der MBA - Media Business Academy und dem Erich Pommer Institut stattfand. Inwieweit Tax-Incentive-Modelle die wirtschaftliche Entwicklung der Filmbranche in Schwung bringen können, erläuterte Jonathan Olsberg, Vorsitzender des in London ansässigen Beratungsunternehmens SPI, in einem spannenden Vortrag am Vormittag der mit über 200 Personen gut besuchten Branchenveranstaltung im Konferenzzentrum der HypoVereinsbank München. Neben den beiden kurzfristigen Vorteilen - steigende Zahl heimischer Filmproduktionen und wachsender Wettbewerb hinsichtlich der Umwerbung internationaler Großprojekte - hob Olsberg besonders die nachhaltige Stabilisierung der heimischen Filmwirtschaft als langfristigen Pluspunkt eines steuerlichen Anreizmodells hervor. Ob in Deutschland ein Tax-Incentive-Modell eingeführt wird, bleibt abzuwarten. Die Expertengruppe um Kulturstaatsminister Bernd Neumann und das Bundesfinanzministerium brüten bekanntlich noch bis Ende des Monats darüber. Welche Modelle in den Beratungen im Vordergrund stehen, hat Neumann unlängst im Vorfeld der Verleihung des Deutschen Filmpreises öffentlich gemacht: Rabattmodell versus Filminvestment-Trusts (Steuerstundungsmodell mit German Spend). Tim Dümichen, Steuerexperte bei der Kanzlei Nörr Stiefenhofer und Lutz und Redner beim Filmwirtschaftsgipfel, gibt dem Steuerstundungsmodell wenig Chancen. "Ein Knackpunkt ist die fehlende Kompatibilität mit dem deutschen Steuerrecht", so Dümichen in seinem informativen Vergleich der beiden Modelle. Die Ziele, die ein deutsches Anreizsystem erfüllen muss, liegen laut Dümichen in der Steigerung der Attraktivität des Produktionsstandorts Deutschland für "vagabundierende" Produktionen, in der Steigerung des Produktionsvolumens in Deutschland, in der positiven Haushaltsauswirkung für den Fiskus und vor allem in der Einfachheit, Transparenz, Effizienz und Flexibilität des Systems. Bayerns Medienminister Eberhard Sinner, der das Grußwort zur Eröffnung der Branchenveranstaltung hielt, unterstrich, dass "in der Filmbranche ein riesiges Wachstumspotenzial steckt, das weiter gefördert werden muss". "Das Kino muss die Formel 1 der Filmauswertung bleiben. Wir in Bayern versuchen, die Kreativität weiter zu unterstützen und die Attraktivität unseres Standorts zu stärken. Wir sichern Kulturstaatsminister Bernd Neumann von Seiten Bayerns jegliche Unterstützung für die Verbesserung der Rahmenbedingungen der deutschen Filmbranche zu", so Sinner weiter.

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