Blickpunkt:Film

Kino

Der [Bundesverband Regie (BVR)](/company/bundesverband-regie-ev-bvr) wirft der [ARD](/company/ard-gemeinschaftsprogramm-erstes-deutsches-fernsehen) vor, sie habe als Reaktion auf einen "Bildzeitungs"-Artikel kurzfristig die am Sonntag ausgestrahlte "Tatort"-Folge "[Rache-Engel](/movie/tatort-rache-engel)" zensiert. "Bild" echauffierte sich in seiner Samstagsausgabe über eine Sex-Szene zwischen dem von [Alexander Held](/person/alexander-held) gespielten Film-Bösewicht und seiner von [Annett Renneberg](/person/annett-renneberg) gespielten Adoptiv-Tochter. Regisseur [Robert Sigl](/person/robert-sigl) sieht durch die Eingriffe die Gesamtwirkung seines Films beeinträchtigt.

Informationen des BVR zufolge habe sich der ARD-Voristzende, [BR](/company/bayerischer-rundfunk-br)-Intendant [Thomas Gruber](/person/prof-dr-thomas-gruber), an den Intendanten des [Saarländischer Rundfunks (SR)](/company/saarlaendischer-rundfunk-sr), [Fritz Raff](/person/fritz-raff), gewandt, um eine Entschärfung des "Tatorts" durchzusetzen. Auf Anfrage bestätigte BR-Sprecher [Rudi Küffner](/person/rudi-kueffner), dass es am Sonntag ein Gespräch zwischen Gruber und Raff gegeben habe, in dem Gruber den Saarländischen Kollegen auf den "Bild"-Artikel aufmerksam machte. So könne zwar von einer "Lektüre-Empfehlung" die Rede sein, so Küffner, keineswegs jedoch von einer Intervention seitens Gruber.

Beim Saarländischen Rundfunk heißt es, Intendant Fritz Raff habe bereits nach einer Vorabaufführung des Films am 7. November auf kritische Stimmen reagiert, und die Entschärfung des "Tatorts" in die Wege geleitet. Dass in Presseberichten vom Samstag die ursprüngliche Fassung von Senderseite noch als unbedenklich eingestuft wurde, habe an einem internen kommunikativen Missverständnis gelegen, erklärte SR-Sprecher Rolf-Dieter Ganz gegenüber Blickpunkt:Film.

Fakt ist, dass der Film ohne Beanstandung sämtliche Senderinstanzen durchlaufen hatte, darunter die Jugendschutzabteilung des SR. Fakt ist außerdem, dass der [Österreichische Rundfunk](/company/oesterreichischer-rundfunk-orf) am selben Abend die ungekürzte Fassung ausstrahlte. Fakt ist offenbar aber auch, dass Regisseur Robert Sigl angetragen wurde, seinen Film kurzfristig nochmals zu überarbeiten, andernfalls wurde mit Absetzung gedroht. Sigls "geringe" Überarbeitung wurde dann nochmals von Senderseite intensiviert, heißt es beim BVR.

Unterm Strich bleibt der Eindruck, dass man innerhalb der ARD und/oder des Saarländischen Rundfunks überreagiert hat. Es scheint durchaus vorstellbar, dass der Senderverbund aufgrund der zehrenden Schleichwerbungsdebatte übersensibilisiert ist. "Bild" triumphierte jedenfalls am Dienstag "ARD zensiert Tatort - Nach Bild-Bericht wurden diese Szenen nicht gezeigt" und offerierte seinen Lesern Standbilder der herausgeschnittenen Szenen. Auch die ARD dürfte letztlich versöhnlich gestimmt sein, denn dieser letzte "Tatort" mit [Jochen Senf](/person/jochen-senf) als Max Palü erreichte die Tageshöchstquote - und das war bei den Krimis aus Saarbrücken zuletzt nicht der Regelfall.



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