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Blickpunkt: Film: Sie haben die Direktion des ÖFI von Gerhard Schedl übernommen, der das Filminstitut 23 Jahre lang geleitet hat. War dieser Generationenwechsel schwierig?

Roland Teichmann: Die Übergabe erfolgt fließend. Ich habe mit Gerhard Schedl ein sehr gu-tes Verhältnis und einen hervorragenden Ratgeber. Sein enormes Fachwissen ist äußerst wertvoll. Freilich ist diese Zusammenarbeit aber auch eine zeitlich begrenzte, er steht maximal noch zwei Jahre zur Verfügung. Für sämtliche Entscheidungen trage ich seit 1. Mai allein die Verantwortung.

BF: Das Verhältnis zwischen Filmschaffenden und dem Kunststaatssekretär ist nicht ungetrübt, Stichwort Diagonale. Welche Rolle kann das ÖFI hier spielen?

RT: Das ÖFI ist eine Schnittstelle zwischen Filmschaffenden und politisch Verantwortlichen. Ich sehe meine Aufgabe in der Moderation, um sachgerechte Lösungen zu finden. Mein Eindruck ist, dass sich die Situation entkrampft hat. Wichtig in der Kulturpolitik ist, der Vielfalt Entwicklungsraum zu geben. Das passiert nun.

BF: Schon länger wird betont, das ÖFI werde zum Kompetenzzentrum ausgebaut. Was ist darunter zu verstehen?

RT: Im weitesten Sinn soll alles, was mit Film zu tun hat, im ÖFI auch Thema sein. Das Team des Filminstituts kann mit seinem Know-how beraten und helfen, egal, ob es sich z.B. um eine Landesförderorganisation oder um ein Ministerium handelt. Eine diesbezügliche Verankerung im Filmförderungsgesetz würde unsere Arbeit erheblich erleichtern. Natürlich streben wir kein Superministerium an. Was wir aber brauchen, ist eine verstärkte Kommunikation und Koordination, die den Filmemachern in -ihrer Arbeit mit den Institutionen nützt, nicht notwendigerweise eine strukturelle Zusammenführung,

BF: Demnächst soll das reformierte Filmförderungsgesetz verabschiedet werden. Was wird es bringen?

RT: Das Filmfördergesetz steht unmittelbar vor der Begutachtung. Zu erwarten ist aber keine Reform, unser Fördersystem funktioniert sehr gut. Das zeigt sich schon daran, dass unser duales System von Referenz- und projektbezogener Förderung im Ausland kopiert wird. Das Gesetz wird novelliert, auch an EU-Vorgaben angepasst. Entschärfend wirkt allerdings, dass die EU-Kommission das Beihilfenproblem bis 2007 aufgeschoben hat. Sie will richtigerweise noch evaluieren.

BF: Produzenten fordern seit Jahren die Einführung eines Steuermodells nach dem Vorbild Luxemburgs. Wie stehen die Chancen hierfür?

RT: Ein duales System aus privaten und öffentlichen Mitteln wäre hoch an der Zeit. Die Vorteile sind hinlänglich bekannt, auch die Ungarn haben kürzlich ein Steuermodell nach Luxemburger Vorbild beschlossen. Dieses Modell bietet eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, vom Produzenten über den Anleger bis hin zum Finanzminister.

BF: Sie klingen nicht sehr optimistisch.

RT: Die Signale aus dem Finanzministerium sind leider nicht wirklich erfreulich. Eine kleine Anregung: Man könnte das Steuermodell befristet einführen, um es zu evaluieren. Studien belegen: Film hat eine enorme Wertschöpfung. Jeder Euro, der in Film investiert wird, hat einen Multiplikator von drei.

BF: Das internationale Interesse an österreichischen Filmen scheint dennoch ungebrochen.

RT: Grundsätzlich ist der österreichische Film extrem erfolgreich, innovativ und interessant. Es gibt einen tollen Nachwuchs. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Abschlussfilme der [Akademie](/company/filmakademie-wien) im Wettbewerb von [Cannes](/company/festival-de-cannes) oder [Berlin](/company/internationale-filmfestspiele-berlin) laufen. Eine wichtige Funktion des Filminstituts ist deshalb auch, den zahlreichen Talenten die Möglichkeit zu geben, ihre eigene Handschrift zu entwickeln.

BF: Können Sie der Kritik etwas abgewinnen, österreichische Filme wären oft zu trist?

RT: Ich finde, der österreichische Film ist sehr menschlich. Der Zuschreibung des Verelendungsfilms kann ich nicht folgen. Ich würde eher von einem realistischen Film sprechen. Auch wenn heimische Massenmedien ihn als Randerscheinung behandeln, im Ausland ist das Image des österreichischen Films ein sehr sehr gutes.

Roland Teichmann über seine Pläne mit dem ÖFI