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Blickpunkt:Film: Warum sollten sich Handynutzer Filme auf einem Streichholzschachtel-großen Display ansehen?

Rudolf Gröger: Sicher werde ich mir keinen Film wie "[Titanic](/movie/titanic_a)" auf dem Handy anschauen. Der Vorteil von Mobilfunk ist, dass Unterhaltung als "Quickie zwischendurch" genutzt werden kann - hier, sofort, kurz und günstig. In Situationen, in denen man Zeit füllen möchte, zum Beispiel an der Bushaltestelle, kann das Bedürfnis nach Unterhaltung oder Information spontan befriedigt werden. Darüber hinaus werden die Preise für UMTS-Clips günstig sein. Die Displays der neuen Handygeneration bieten übrigens eine erstaunliche Schärfe und Farbtiefe.

BF: Nehmen renommierte und etablierte Filmemacher das Mobiltelefon als neues Medium für Film ernst, oder handelt es sich hierbei eher um ein Experimentierfeld für den kreativen Nachwuchs?
Klaus Keil: Zuerst muss ich anerkennend feststellen, dass O2 mit dem Mobile Movie Award eine absolute Vorreiterrolle übernimmt. Es geht ja darum
zu zeigen, was im Filmbereich auf dem Handy umgesetzt werden kann. Bereits heute werden Filme und Clips auf dem Handy angesehen.

Herausforderung für Kreative

Das sind Sporthighlights, Comedy-Clips oder Erotikformate. Und diese Formate werden sicherlich nicht nur von Nachwuchskreativen produziert. Sicher sehen die meisten Filmemacher und Produzenten in Mobiltelefonen in erster Linie ein Kommunikationsgerät, mit dem man telefoniert und SMS verschickt. Aber die Vielzahl
der Einsatzmöglichkeiten - ein Handy ist klein, leicht und mobil - sollte für alle "Macher" eine Herausforderung sein, über das reine "Ansehen von Filmen auf dem Handy" hinaus nachzudenken.

BF: Welche neuen Elemente der Bildsprache und des Erzählstils bieten Produktionen für das Handy und welche Rolle spielt die mobile Situation der Rezeption für die Filmgestaltung?

KK: Wie bei allen technischen Medien geht es auch hier zuerst um technische Fragen: Was leistet das Display, welche Übertragungsgeschwindigkeiten stehen zur Verfügung. Neben der Möglichkeit der Interaktivität von Handys spielt die mobile Nutzersituation eine große Rolle wie beispielsweise die exklusive Übertragung von Konzerten auf Handys.

BF: Welche Rollen spielen Bewegtbilderangebote bei der UMTS-Strategie von O2?

RG: Bewegtbilder werden ein fester Bestandteil unseres Angebots sein. Während viele Inhalte bereits heute über GPRS zur Verfügung gestellt werden können, machen Bewegtbilder erst mit UMTS richtig Spaß.
Um nur ein Beispiel zu nennen: Seit März können Sie bei O2 Musik mobil herunterladen. Im Moment arbeiten wir daran, über UMTS auch die passenden Videos mit anzubieten. Die Palette für Bewegtbilder wird von Nachrichten über Sport und Erotik bis hin zu Unterhaltung und Comedy reichen. Mit Bewegtbildern wird sich der Mobilfunk verändern.

BF: Für welche Inhalte aus den Bereichen Film und Fernsehen rechnen Sie mit einer hohen Kaufbereitschaft seitens der Handynutzer?

RG: Information, Sport, Erotik, Unterhaltung. Was im Fernsehen ankommt, wird auch im Mobilfunk ziehen. Im Bereich fiktionale Unterhaltung ist die Verknüpfung interessant. Lange Spielfilme werden auch in Zukunft nicht vorrangig auf dem Handy angesehen werden.

Verwertungskette verlängern

Der Mobilfunk bietet zum einen eine Plattform für Kurzformate, zum anderen auch die Chance, die Verwertungskette für Fernsehformate zu verlängern, Interaktivität einzubringen oder Kunden und Zuschauer mit Gewinnspielen anzusprechen. Im Moment sind nutzenorientierte Angebote die am häufigsten genutzten Portalservices. Ich kann nur an die Medienschaffenden appellieren, sich mit dem neuen Medium Mobilfunk kreativ auseinander zu setzen. Keines der existierenden Formate ist auf die Eigenschaften des Mobilfunks zugeschnitten. Abgesehen vom Display werden mobile Filme auch in völlig anderen Situationen genutzt, das gilt es zu berücksichtigen.

BF: Wird das Handy klassischen Medien wie Kino und TV Konkurrenz bei der Zuschauergunst machen oder wird eine neue Nutzerschicht erschlossen?

KK: Der Inhalt bestimmt den Erfolg. Kann der gleiche Inhalt auf verschiedenen Medien konsumiert werden, dann wählt der Zuschauer beziehungsweise User entweder das günstigste und das bequemste für die jeweilige Situation. Hinzu kommt noch der Timing-Aspekt: Inhalte, die exklusiv und früher auf Handy gezeigt werden, hätten für viele Zuschauer einen besonderen Reiz.

BF: Wie schützen Sie die digitalen Inhalte vor Raubkopierern?

RG: Der Mobilfunk ist eine Industrie, die gelernt hat, nichts zu verschenken. Wir unterstützen auch stark alle Bestrebungen zur Standardisierung in Richtung OMA (Open Mobile Alliance).

BF: Unter welchen Voraussetzungen wird Mobile Entertainment zu einem Massenmarkt und was kann die Unhaltungsindustrie wie Film- und Fernsehwirtschaft beitragen, dieses neue Geschäftsfeld zu erschließen?

RG: Für die Musikindustrie hat sich der Mobilfunk schon jetzt als eine neue Vertriebsschiene etabliert. In diesem Zusammenhang haben wir auch eine sehr gut funktionierende Partnerschaft mit dem Fernsehsender [Viva](/company/viva-media-ag). Die Filmwirtschaft, Fernsehen und Mobilfunk können sich optimal ergänzen. Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass man in naher Zukunft über den Mobilfunk Clips zur Bewerbung von Kinofilmen oder TV-Programmen bereitstellt. Weitergedacht könnte man ein solches Angebot auch gleich mit dem Service verbinden, sich über sein Handy Karten in einem Kino seiner Stadt reservieren zu lassen. Die Voraussetzung für die Entwicklung solcher Verbindungen sind die Offenheit seitens der Unterhaltungsindustrie, sich auf ein so neues Medium einzulassen - auch kreativ, was die Entwicklung neuer Formate betrifft. An dieser Stelle möchte ich auch an die Film- und Fernsehbranche appellieren, frühzeitig die mobilen Rechte abzuklären. Wir sehen, wie langfristig und mühsam sich
die Rechteklärung beispielsweise bei Klassikern der Filmgeschichte gestaltet.

"Bewegtbilder verändern den Mobilfunkmarkt"