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Kino

Constantin geht neue Marketingwege

Mit einer besonderen Marketingaktion will die Constantin-Gruppe das Wiener Publikum in diesem Sommer in ihre Kinos locken. Eine Zehnerkarte bietet Blockbuster zu besonders günstigen Eintrittspreisen. Andere Wiener Kinobetreiber sehen dieses Angebot jedoch als unzumutbaren Ausverkauf.

gun14.06.2004 08:24
"Spider-Man 2" gehört zu den Blockbustern, die das Wiener Kinopublikum mit der neuen Zehnerkarte abonniert
"Spider-Man 2" gehört zu den Blockbustern, die das Wiener Kinopublikum mit der neuen Zehnerkarte abonniert

Das Jahr 2003 brachte einen Jahrhundertsommer und teils dramatische Besucherrückgänge für Kinobetreiber. Für diesen Sommer baute die österreichische Constantin-Gruppe mit einer Marketingstrategie vor, die man in ihrer Dimension wohl als neu für Wien und seine Umgebung bezeichnen darf. Mit der Aktion "Cineplexx Unlimited" soll den in den kommenden 20 Wochen anlaufenden Blockbustern - zu einem Paket zusammengefasst - zusätzliche Attraktivität verliehen werden. Hinter dem Schlagwort "Kundenbindung mit Preisvorteil" versteckt sich ein Block von zehn Filmen zum Preis von 25 Euro. Davon gibt Constantin neun Blockbuster vor, der zehnte Film darf frei gewählt werden. Die Karte gilt in vier Cineplexxen, dem Apollo und weiteren sieben Constantin-Kinos. Glaubt man dem Meinungsforschungsinstitut Gallup, sollte die Aktion ein voller Erfolg werden: drei von vier Personen, die monatlich Kinos frequentieren, würden das Angebot annehmen. Die Mediaagentur Mindshare hat bereits eine mediale Vermittlungsstrategie für den Ballungsraum Wien erarbeitet, später soll das offensive Konzept auf ganz Österreich ausgedehnt werden. Es darf also ein neuer Preiskampf erwartet werden, in dem die übrigen großen Kinobetreiber zusätzlich unter Druck geraten. Als Trägermedien dienen City Lights und Hörfunk, unterstützend werden Print, Internet und "Guerilla-Aktionen" eingesetzt. Schon dieser Begriff bringt die Situation für die Betreiberin der Hollywood-Megaplex-Kette in Österreich, Ingrid Hueber, auf die Palme. Sie moniert, dass in fremden Gewässern gefischt werde. Es ginge keineswegs um die strategische Erschließung neuer Pub-likumsschichten in einer angespannten Situation, sondern um einen "unsinnigen" Konkurrenzkampf, so Hueber. Das Blockbuster-Paket hält Hueber für einen unverständlichen Ausverkauf potenziell erfolgreicher Filme und wundert sich über die Verleihe, die eingewilligt haben - wenn auch nicht alle: Buena Vista lehnte auf Grund der zu geringen Gewinnspanne eine Beteiligung ab, auch UIP verweigert offenbar "Shrek 2" zum Discountpreis. Anders die restlichen großen Verleiher: Fox verlangt pro Ticket 2,30 Euro, Columbia drei Euro, Warner hingegen 50 Prozent vom "fiktionalen Preis". Geht man von einem sonst üblichen Durchschnittspreis von 6,50 Euro pro Kinobesuch aus und setzt diesen in Beziehung zum Aktionspaket, bleibe eine extrem niedrige Gewinnspanne für Verleiher und Kinos. Im Übrigen, so Hueber, wüsste man überhaupt nicht, wie viele Bons ausgeteilt wurden, und ortet eine "äußerst undurchsichtige Situation".

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