Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt:Film: "S.W.A.T." ist inspiriert von einer TV-Serie aus den Siebzigern. Sind die Filme dieser Zeit ein Vorbild für Sie?

Clark Johnson: Auf jeden Fall. Weil damals weniger Technologie zur Verfügung stand, konzentrierte man sich stärker aufs Geschichtenerzählen. Ich musste zwar die stilistischen Mittel von heute einsetzen, um den Film an die Sehgewohnheiten des modernen Publikums anzupassen, aber ich versuchte, ihn so realistisch wie möglich zu drehen. Wir drehten so viel wie möglich draußen auf der Straße und verzichteten weitgehend auf Computereffekte.

BF: Sie sind bekannt geworden als Regisseur und Darsteller von TV-Serien wie "Homicide". Wie schwer fiel Ihnen die Umstellung auf den Kinobereich?

CJ: Es ist einerseits angenehmer, dass du mehr Zeit und Geld hast. Andererseits habe ich mich nie so gefühlt, als säße ich auf einem Berg aus 80 Millionen Ein-Dollar-Noten. Ich bin ein Typ, der einfach mit seiner Kamera loszieht und dreht. Das mache ich auch bei meiner TV-Serie "The Shield" so.

BF: War dieser Stil für einen Film angemessen?

CJ: Diese Einsatzkommandos wissen nicht, was sie in den nächsten fünf Minuten erwartet. Und das wollte ich wiedergeben. Für die Eröffnungssequenz hatten wir weder Storyboards noch Einstellungsliste. Ich habe einen Plan für die Szene entworfen. Dann sagte ich den Kameraleuten, dass sie es so einfangen sollten, als ob Material für Nachrichten gedreht würde. Da gibt es natürlich Überraschungen. Einmal lief ein Kameramann in unsere Haupteinstellung. Ich sagte einem uniformierten Darsteller: Geh hin und hol ihn da raus. Und so haben wir es gedreht.

"So subversiv wie möglich agieren"

BF: Wie reagierten Ihre Stars wie [Samuel L. Jackson](/person/samuel-l-jackson) oder [Colin Farrell](/person/colin-farrell) darauf?

CJ: Sie fanden das sehr belebend. Weil ich selbst Schauspieler bin, wussten sie, dass ich ihre Interessen und Bedenken kenne. Sie haben mir vertraut, mussten allerdings ständig Einsatz zeigen. Denn sie konnten nicht wissen, ob nicht plötzlich die Kamera auf sie gerichtet wird. Aber Colin Farrell sagte nur: "Krempeln wir die Ärmel hoch."

BF: Lässt sich ein Hollywood-Actionfilm auf eine so spontane Weise drehen?

CJ: Ich hatte mit dieser Methode schon meine Erfahrungen. Auch sie erfordert Vorbereitung, denn sonst bekommst du nicht das notwendige Material. Ich musste natürlich auch die Schauwerte eines Sommer-Blockbusters zeigen. In diesem Rahmen versuchte ich so subversiv wie möglich zu agieren. Produzent Neal H. Moritz habe ich damit fast in den Wahnsinn getrieben.

BF: Wie schlimm waren die Reibereien zwischen Ihnen und Moritz?

CJ: Nicht schlimm. Die Meinungsverschiedenheiten waren produktiv. Er ist der Maestro der Actionfilme. Ich laufe gern mit der Kamera durch die Gegend. "S.W.A.T." entstand als Kombination dieser Philosophien.

BF: Die Entwicklung des Drehbuchs hat Jahre gedauert. Was war so schwer an dem Sujet?

CJ: Als ich beim Projekt einstieg, wollte ich die bisherigen Skriptnotizen sehen: Der Stapel war über einen Meter hoch. Wir mussten Szenen vorbereiten, für die wir noch kein fertiges Buch hatten. Das Problem war, dass niemand wusste, wo man mit der Geschichte hinwollte. Einerseits war das Ganze eine Geschichte im "[Top Gun](/movie/top-gun-sie-fuerchten-weder-tod-noch-teufel)"-Stil, andererseits ein Actionspektakel. Und ich sagte dann, warum machen wir nicht beides?

BF: Das Ende lässt die Möglichkeit für eine Fortsetzung offen. Sind Sie wieder dabei?

CJ: Die Produzenten machen jetzt wieder eine TV-Serie daraus. Aber an einer Fortsetzung hätte ich kein Interesse. Ich will andere Geschichten erzählen.

BF: Welche Geschichten?

CJ: Durch "S.W.A.T." wissen die Leute in Hollywood, dass ich mit Regisseuren aus der Oberliga mithalten kann. Deshalb bekomme ich jetzt gute Drehbücher angeboten. Aber ich habe auch eigene Projekte, die ich verwirklichen möchte. Vor allem interessieren mich politische Themen. Dazu gehört beispielsweise die Lebensgeschichte meiner Eltern. Das andere ist ein Projekt mit [Johnny Depp](/person/johnny-depp) über die Geschichte der Black-Panther-Bewegung in Chicago.

BF: Sie wurden als Schauspieler bekannt. War es immer Ihr Plan, in die Regie zu wechseln?

CJ: Es ist nicht so, dass ich immer geschauspielert hätte. Ich habe an der Filmhochschule studiert und Spezialeffekte für [David Cronenberg](/person/david-cronenberg) gemacht. Als Student hatte ich immer den Traum, einmal als Schauspieler-Regisseur einen Oscar zu gewinnen. Und genau diesen Traum verfolge ich.

Regisseur Clark Johnson über "S.W.A.T."