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Kino

CANNES 2003: Hundstage nach "Dogville"

Nachdem das Festival dank Lars von Triers "Dogville" und einer umstrittenen, provokanten Pressekonferenz an Fahrt aufgenommen hatte, fiel der Wettbewerb von Cannes seither wieder in seine Anfangstristesse zurück.

Thomas Schultze21.05.2003 05:30

Nachdem das Festival dank Lars von Triers "Dogville" und einer umstrittenen, provokanten Pressekonferenz an Fahrt aufgenommen hatte, fiel der Wettbewerb von Cannes in den letzten beiden Tagen wieder in seine Anfangstristesse zurück. Ähnlich große Emotionen, wie von Trier nach seinen gezielt gesetzten anti-amerikanischen Äußerungen, konnte keiner der seither gezeigten Filme wecken. Besonders enttäuschend war dabei der mit Spannung erwartete "Wolfzeit" von Michael Haneke, dessen quälende Zeichnung einer Gesellschaft nach der Apokalypse vor allem unter dem didaktischen Ansatz des Regisseurs und mangelndem Fokus zu leiden hatte. Aber auch der Japaner Kurosawa Kiyoshi hatte in "Bright Future" wenig mehr als gepflegte Tristesse zu bieten, während sich Bertrand Bonellos "Tiresia" über eine malträtierte Transsexuelle, die zur Seherin wird, zur überfrachteten Freakshow auswuchs. Vincent Gallos "The Brown Bunny" indes war zumindest hochinteressant: Sein Roadmovie, das einen an der Trennung von seiner Freundin leidenden Mann auf schier endlosen Trip durch die USA zeigt, um schließlich in einer intensiven Szene mit der ganzen Wahrheit konfrontiert zu werden, stieß zunächst auf gänzliches Unverständnis, entwickelte aber eine ganz eigene Stimmigkeit, die durch in ihren Bann schlug. Palme-Kandidaten waren unter den genannten Filmen nicht auszumachen (Haneke ließ zudem außer Konkurrenz). Die bleiben nach wie vor "Dogville", "Swimming Pool" und "Uzak".

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