Blickpunkt:Film

Verleih

VideoWoche: Die [Media Entertainment Cooperation](/company/mec-media-entertainment-cooperation-ag) hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Können Sie die Firmenhistorie kurz skizzieren?


[Klaus Twelker](/person/klaus-twelker): Die MEC, 1996 als Megaview Entertainment GmbH gegründet, war in erster Linie als Einkaufsgruppe tätig, die vor allem kleinere Videotheken belieferte. Im Lauf der Zeit konnte die MEC hinsichtlich der Einkaufspreise nicht mehr mit den großen Gruppen mithalten. Ich habe dann nach einen Investor Ausschau gehalten, um im deutschsprachigen Raum eigene Filmrechte auswerten zu können. Bekanntlich hatten wir bereits 1999 die ersten selbst lizenzierten Videofilme in den Handel gebracht. Im Jahr 2000 war es uns dann gelungen, die Deutsche Bank Investor (DBI) ins Boot zu holen, mit der wir im November 2000 einen Vertrag unterschrieben. Zugleich war dies auch das offizielle Gründungsdatum des Programmanbieters [MC One](/company/mc-one-media-cooperation-one). Ich war mit einem Anteil von 25 Prozent einer der Hauptgesellschafter von MC One, die Mehrheit von 51 Prozent hielt die DBI. Klar war, dass die MEC den operativen Bereich einstellen musste, damit ein Teil der Geschäftsfelder in die neue Company übergehen konnte. Das Verleihgeschäft der MEC wurde abgestoßen. Faktisch hat die operative Tätigkeit der MEC über ein Jahr geruht, aber sie wurde nie liqudiert oder dergleichen. Aus diesem Grund kann ich sie jetzt reaktivieren.



VW: Warum haben Sie Ende letzten Jahres MC One verlassen?


KT: Es gab Differenzen persönlicher wie auch strategischer Art. Die Chemie stimmte nicht mehr. Außerdem hatte ich klare Vorstellungen hinsichtlich der Geschäftspolitik, die in dieser Konsequenz in der neuen Company nicht mehr verwirklichen konnten. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis ich die Firma verlassen und wieder meine eigenen Wege gehen würde. Wir haben uns nach einer gerichtlichen Auseinandersetzung Ende vergangenen Jahres einvernehmlich getrennt.



VW: Welche Geschäftsfelder soll die neue MEC wahrnehmen?


KT: Die Ausrichtung der MEC AG wird sich auf die Geschäftsbereiche Overstocks und Erwerb bzw. Auswertung von Filmlizenzen im deutschsprachigen Raum konzentrieren. Die Festlegung auf diese Präferenzen basiert auf meiner jahrelangen Fach- und Sachkenntnis in dieser Branche. Es sind eben nicht mehr alle Bereiche lukrativ genug, um ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen aufzubauen. Im Verleihbereich wird die MEC als Großhändler künftig nicht mehr tätig werden.



VW: Warum rechnen Sie sich gute Chancen aus, auf dem Markt bestehen zu können?


KT: Weil ich seit ciraa 20 Jahren erfolgreich in dieser Branche tätig bin. Meine guten Kontakte zu Industrie und Handel sind ein wesentlicher Bestandteil eines garantierten Erfolgs. Außerdem habe ich die Nase immer im Wind bzw. am Markt und erkenne somit frühzeitig die Tendenzen und kann schnell reagieren. Diese Flexibilität entsteht, wenn man - wie in der MEC AG - eine "schlanke" Firmenstruktur aufbaut und beibehält.



VW: Mit welcher Art von Produkt wollen Sie antreten?


KT: Wir liefern, was der Markt verlangt bzw. der Kunde wünscht. Das Angebot ist vielfältig: von Actionfilmen über Komödien bis hin zu Thrillern und Science-Fiction, aber auch Nischenprodukte wie Horrorfilme. Selbstverständlich achte ich darauf, dass ein hohes Niveau der MEC-Produkte beibehalten wird. Dass auch kleinere Independents eine gute Chance auf dem Lizenzmarkt haben, zeigt das Beispiel von "[My Big Fat Greek Wedding](/movie/my-big-fat-greek-wedding)". Dieser Film wurde vor knapp einem Jahr für relativ wenig Geld angeboten. Damals war der große Kinoerfolg für viele nicht vorhersehbar. Es gehört neben einer gehörigen Portion Glück auch das berühmte "Händchen" für das Aufspüren und Erkennen solcher Chancen dazu.



VW: Täuscht der Eindruck, oder herrscht nach dem Börsenhype wieder eine Art Aufbruchstimmung für Unternehmen Ihrer Art?


KT: Richtig ist, dass die Karten neu gemischt werden. Durch die Krise der börsennotierten Unternehmen sind die Möglichkeiten, neue Produkte zu erwerben, besser geworden. In den USA finden sich schon seit längerem Lizenzgeber, die ihre Produkte nicht mehr so gut verkaufen können. Manche suchen händeringend nach einem deutschen Vertriebspartner.



VW: Welche Rolle spielt Sunrise Entertainment in Ihrem Konzept?


KT: Eine sehr wesentliche. [Sunrise Entertainment](/company/sunrise-entertainment) ist eines der Labels, unter denen die MEC eigene bzw. zu verwertende Filmrechte vermarktet. Ich fand den Namen sehr ansprechend und beabsichtige, ihn in der Fachwelt als Garant für gute Produkte zu etablieren.



VW: Warum steht bei Ihnen der Verleihhandel im Vordergrund?


KT: Im Verleihhandel kann man die Produkte in großer Stückzahl platzieren. Die Nachfrage nach guten Produkten ist nach wie vor sehr rege. Da aber der Kaufbereich in Videotheken zunehmend ausgeweitet wird, sehe ich hier auch Chancen, meine Produkte zu verkaufen.



VW: Wie sehen Sie die Zukunft des Rentalmarkts?


KT: Er wird noch viele Jahre bestehen, wenn der Handel den Sprung vom reinen Verleihgeschäft zum Kaufgeschäft schafft. Ich sehe in den wichtigen Gruppierungen große Fortschritte, Geschäfte mit einer Art MediaMarkt-Charakter aufzubauen. Die Kombination von Verleih und Verkauf, eventuell auch unter Hinzunahme von Hardwareprodukten, halte ich für ideale Voraussetzungen.



VW: Werden Sie einen Außendienst aufbauen?


KW: Der klassische Außendienst, also Vertreter, die von einem Geschäft zum anderen fahren, ist out. Im Zeitalter von Internet usw. werden wir sämtliche modernen Kommunikationswege nutzen und ein effizientes Vertriebsnetz aufbauen. Unser Kunde kann sich jederzeit über unsere Produkte informieren und sie natürlich sofort ordern. Es entsteht keinerlei Verzögerung. Selbstverständlich stehe ich aber auch gern für ein persönliches Gespräch mit meinen Kunden zur Verfügung.


VW: Wie handhaben Sie das Thema Verleihfenster?


KT: Unsere Titel werden mit einem Fenster von drei Monaten ausgestattet, weil ich der Meinung bin, damit den Verleihhandel unterstützen zu können. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Handel das auch zu schätzen weiß und es entsprechend honoriert.


VW: Was wollen Sie langfristig mit der MEC erreichen?


KT: Die MEC AG als einen seriösen Handelspartner bzw. Lizenzanbieter auf dem Video- und DVD-Markt zu etablieren. Gute Produkte, attraktive Konditionen und Superservice, das sind die Schlagwörter, nach denen ich die MEC wieder ausrichte.

Im Gespräch: Klaus Twelker, GF MEC AG