Reaktionen auf Bauers Kirch-Pläne: Zwei Familien für RTL 2?
Nachdem sich die Gläubiger von Kirch Media für den Heinrich Bauer Verlag als potenziellen Käufer entschieden haben (BF 45/02), wartet die Branche auf den Vertragsabschluss. Insbesondere die Struktur von RTL 2 dürfte für Diskussionsstoff sorgen.
Derzeit sind die RTL Group, der Heinrich Bauer Verlag und die Tele München Gruppe jeweils zu rund einem Drittel an RTL 2 beteiligt. Sollte Bauer wie geplant im Konsortium mit der HypoVereinsbank die ProSiebenSat.1-Gruppe übernehmen, wären somit die beiden großen privaten Senderfamilien bei RTL 2 involviert. Ein Zustand, der vor allem dem Bundeskartellamt wenig zusagen dürfte. "Wir haben immer Wert darauf gelegt, dass die Senderfamilien möglichst getrennt voneinander agieren", sagte eine Amtssprecherin gegenüber BF. Eine Prüfung des Zusammenschlusses sei "sehr wahrscheinlich". Bislang sei das Vorhaben aber noch nicht angemeldet worden. Auch die KEK hat eine Prüfung in Aussicht gestellt. Der Bauer-Verlag erklärte bereits, RTL 2 nicht aufgeben zu wollen. Verlagssprecher Andreas Fritzenkötter bezifferte den künftigen Anteil am deutschen Fernsehmarkt - ohne Regional- und Fensterprogramme - auf 25 Prozent. Die kritische Grenze ist laut KEK bei einem MA von 30 Prozent erreicht. Ein Zuschaueran-teil ab 25 Prozent kann konzen-trationsrechtlich als bedenklich angesehen werden, wenn "auf medienrelevanten Märkten" ei-ne marktbeherrschende Stellung oder ein vergleichbarer Meinungseinfluss vorliegt. Branchenkenner halten ein Szenario für möglich, wonach Bauer seinen Anteil an RTL 2 nur leicht auf weniger als 24,9 Prozent reduziert, womit der Sender konzentrationsrechtlich nicht mehr der ProSiebenSat1/Bauer-Gruppe zugerechnet würde. Sollte der Verlag seine RTL-2-Anteile aber doch veräußern wollen bzw. müssen, stünde mindestens ein potenzieller Käufer bereit. "Wir haben immer betont, dass wir Interesse daran haben, unseren Anteil an RTL 2 zu vernünftigen Konditionen zu erhöhen", sagte RTL-Group-Sprecher Markus Payer.