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Kino

Blickpunkt:Film: Wie sind Sie zu "[Das Jahr der ersten Küsse](/movie/das-jahr-der-ersten-kuesse)" gekommen?

Kai Wessel: Das Projekt wurde mir von [D&D Film- und Fernsehproduktion](/company/dundd-film-und-fernsehproduktion) und Buena Vista angeboten. Ich habe mich gefreut, nach sieben Jahren Kinoabstinenz wieder einen Film für die Leinwand machen zu können.

BF: Warum haben Sie seit 1995 kein neues Kinoprojekt in Angriff genommen?

KW: Schon mit dem ersten Kinofilm stellte sich für mich die Frage, wo die Geschichten, die ich im Moment erzählen möchte, besser aufgehoben sind. Da wir - ich habe bei den Kinoprojekten mit Drehbuchautorin [Beate Langmaack](/person/beate-langmaack) zusammengearbeitet - mit denselben Stoffen im Fernsehen viel mehr Menschen erreicht haben als im Kino, haben wir uns auf Fernsehen eingestellt. Dennoch spüre ich die Leidenschaft für das Kino, weil das Kino anders verzaubern kann.

BF: Während Sie und Kameramann [Hagen Bogdanski](/person/hagen-bogdanski) bei "Das Jahr der ersten Küsse" visuell klassisch erzählen, arbeiten Sie bei "[Juls Freundin](/movie/juls-freundin)" mehr mit der Handkamera.

KW: Der Stil muss sich dem Thema anpassen. "Das Jahr der ersten Küsse" ist keine jazzige, sondern eine eher geradlinige Geschichte und hat sehr klassisch erzählte Szenen. Wir haben aber auch Szenen, bei denen wir freier gearbeitet haben, z. B. beim Strippoker. Trotzdem dachten wir, dass der klassische Kinolook bei zehn Hauptdarstellern der Übersichtlichkeit dient und dabei hilft, ihre Lebensläufe intensiv verfolgen zu können.

BF: Was hat Sie speziell an "Das Jahr der ersten Küsse" gereizt?

KW: Ich fand das Drehbuch von [Sathyan Ramesh](/person/sathyan-ramesh) grandios. Der selbstironische Blick auf die Zeit der Jugend gefiel mir. Die Gefühle, die Frustrationen, die Ängste und die Freuden bleiben dieselben - egal, ob man heute Teenager ist oder vor 20 Jahren einer war.

BF: Wie lange haben Sie die zehn jugendlichen Hauptdarsteller gecastet?

Kinderschutzbeauftragte als wichtigste Person

KW: Drei Monate lang. Sie mussten blendende Darsteller mit dem Wunsch, sich zu öffnen, sein. Davon hängt die Authentizität des Films ab, denn ich wollte tiefe Gefühle herausarbeiten. Auf der anderen Seite war die Schwierigkeit, einen Mikrokosmos zu bauen und so zu besetzen, dass man alle auseinander halten kann, wie den Dicken, die lange Jana und - das Schwierigste - Tristan. Er ist einerseits der Protagonist und auf der anderen Seite ein Unglücksrabe, über den man schmunzelt. Wir haben uns für Max Mauff erst zwei Wochen vor Drehbeginn entschieden. Das war sehr knapp.

BF: Eine Woche vor Drehbeginn wurde geprobt, und während des Drehs haben die Hauptdarsteller zusammen in einer Kölner Villa gelebt. Wie wichtig war diese Nähe?

KW: Sehr wichtig. Ich wollte versuchen, ein Ensemble zu schaffen und habe, weil wir unter Zeitdruck standen, meinen Freund und Schauspieler [Rainer Strecker](/person/rainer-strecker) gebeten, dabei zu helfen. Er hat ein Programm aus Körper- und Schauspielübungen entwickelt. Die Schauspieler sollten zu einer Gruppe zusammengeschweißt werden. Das ist sehr gut gelungen, die zehn haben schauspielerisch kaum Schwachstellen. Es war eine große Freude, mit ihnen zu arbeiten. Es war aber nicht immer leicht, zehn Kinder am Set sind wie ein Bienenschwarm. Schwierig waren die Arbeitsbedingungen durch den Kinderschutz. Die Regelungen werden streng überwacht und lassen keine Flexibilität zu. Der Kinderschutzbeauftragte wird zur wichtigsten Person am Set, und die Produktion muss dafür einen riesigen Apparat zur Verfügung stellen. Ein "kleiner" Film mit Kindern ist so nicht mehr möglich, die Kosten rentieren sich höchstens noch für Mainstream-Filme. Ich werde mir überlegen, ob ich noch Filme mit Kindern unter diesen Bedingungen drehen werde.

BF: Wie war die Zusammenarbeit mit D&D und Buena Vista?

KW: Insgesamt sehr gut. Wie immer stimmt man Dinge ab, aber beim Drehen hatte ich weitgehend freie Hand. Wenn man für einen Major arbeitet, darf man nicht glauben, Arthouse-Bedingungen zu bekommen.

BF: "Das Jahr der ersten Küsse" schwimmt auf der Achtziger-Jahre-Welle.

KW: Produzent [Markus Gruber](/person/markus-gruber) und Sathyan Ramesh hatten den richtigen Riecher. Dass die Achtziger einen solchen Boom erleben würden, hätten wir nie gedacht. Die Grundidee war auch nicht, einen Achtziger-Jahre-Film zu machen, sondern eine Jugendgeschichte zu erzählen, "wie es wirklich war".

BF: Werden Sie jetzt wieder eine lange Pause bis zu Ihrem nächsten Kinofilm einlegen?

KW: Ich habe zwei Kinostoffe in der Entwicklung. Mein nächstes Projekt ist aber vermutlich der TV-Film "[Leben wäre schön](/movie/leben-waere-schoen)" von Beate Langmaack.

Kai Wessel zu "Das Jahr der ersten Küsse"