Blickpunkt:Film

Kino

Geschmack ausbilden
Die Einbeziehung von Film in den Unterricht, das Vermitteln von Filmwissen, die Diskussion über filmische Qualitäten, die Kenntnis von Filmgeschichte und Filmsprache verändern alles. Junge Leute werden in die Lage versetzt, Filme zu beurteilen, Filme differenziert zu betrachten, sich vom Filmerlebnis zu distanzieren, Film in seiner formalen Gestaltung zu diskutieren, die Filmsprache am Inhalt zu messen, Film als Stellungnahme, Meinung oder Vermittlung einer Botschaft zu erkennen. Schließlich bildet ein Einbeziehen des Films in den Unterricht auch den Geschmack. Wer die Gesetze des Genrekinos kennt, kann Erneuerungen erkennen, wer gelernt hat, schöne Bilder zu sehen, kann sie genießen, wer die Kreativität eines Regisseurs bemerkt, wird sie wieder erleben wollen.
Horst Walther, Institut für Kino und Filmkultur


Medienerziehung als zentrale Aufgabe
Filme prägen bei Kindern und Jugendlichen alle Bereiche des Alltags. Eine Medienerziehung, die aktuelle Filme einbezieht, wird somit immer mehr zu einer zentralen Aufgabe. Daher möchten wir bewusst Verantwortung übernehmen und zusammen mit der Stiftung Lesen, mit der wir eine feste Partnerschaft eingegangen sind, die Schulen bei dieser Aufgabe unterstützen. Zudem beteiligen wir uns an den Projekten des Instituts für Kino und Filmkultur. Die im März 2002 in NRW bereits erfolgreich durchgeführte Schulfilmwoche wird von den anderen Bundesländern nun übernommen. Dafür werden die Themenkreise noch einmal überarbeitet und um neue Filmtitel wie z.B. "On the Edge" erweitert. Hier sind sehr deutlich die Ansätze für eine gute Zusammenarbeit von Schule, Kino und Verleih zu erkennen. Wir freuen uns über die ersten Erfolge, die große Akzeptanz bei den Beteiligten und hoffen auf positive Mundpropaganda. Das Ziel, den Kinofilm als festen Bestandteil in den Schulunterricht zu integrieren, rückt damit ein Stück näher. Film ist ein fantastisches Medium, das junge Menschen immer wieder begeistert und fasziniert. Die Rezeption dieses Mediums bedarf aber auch einiger Fähigkeiten, wenn es sorgfältig analysiert werden soll.
[Paul Steinschulte](/person/paul-steinschulte), Geschäftsführer [UIP](/company/universal-pictures-international-germany-gmbh)
Nicht nur McDonald"s
Kinder und Jugendliche auf die Inhalte und Sehgewohnheiten im Zeitalter der Bilderflut auf allen Ebenen aktiv mit einzubeziehen, um differenziert sehen und verstehen zu lernen, ist im Grunde unsere unerlässliche Pflicht und längst überfällig. Wer nur McDonald"s kennt und keine anderen Speisen, ist arm dran. Die Auswirkungen können nur positiv sein. Vielfalt der Kinos und Filme, Publikumanstieg bei langfristiger Kultivierung, neugierige und experimentierfreudige Kinogänger. Im Gegensatz zu den Multiplexen, die dieses Feld gerade erst für sich entdeckt haben, engagieren sich die Filmtheater der AG Kino schon immer im Bereich und Kino und Schule.
[Eva Matlok](/person/eva-matlok), [AG Kino](/company/arbeitsgemeinschaft-kino-gilde-deutscher-filmkunsttheater-ev)

Kenntnisse vermitteln
Wenn die Kinoerlebnisse der Kinder und Jugendlichen von den Pädagogen ernst genommen und Filme im Unterricht zum Thema gemacht werden, dann können Kinder schon früh erleben, dass Filme und Kino nicht nur Vergnügen und Unterhaltung bieten, sondern dass die Beschäftigung mit ihnen auch helfen kann, sich selbst und seinen Alltag besser zu verstehen. Für jüngere Kinder ist es wichtig, Freiräume eröffnet zu bekommen, in denen sie ihre Medienerlebnisse spielerisch und kreativ darstellen und damit bewältigen können. Es ist ganz wichtig für Kinder, dass sie mit ihren Medienerlebnissen nicht allein gelassen werden. Medienkompetenz heißt hier zunächst einmal, Hilfestellungen zu geben, damit Kinder sich nicht im Mediennetz verstricken. Sinnvoll ist auch, dass die Lehrer für sie wichtige Filme möglichst früh, also vor dem Bundesstart, sehen können, um die Unterrichtsplanung bei Start des Films schon entsprechend vorbereitet zu haben.
[Burkhard Hofmann](/person/burkhard-hofmann), [Bali Kassel](/company/bali-im-kulturbahnhof)
Lernort ist das Kino
Zum Lernen ins Kino zu gehen, sollte selbstverständlich werden. An vielen Standorten besteht bereits eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Kino und Schule, was vielleicht auch mit der jeweiligen Überschaubarkeit der Stadt/Gemeinde zusammenhängt. Doch gerade an Multiplex-Standorten ist die Anstrengung ungemein größer und sicherlich auch von mehr Vorbehalten auf Seiten der Schulen begleitet, den Film und das Kino - auch jenseits von Mainstream - als Lernort anzubieten. Hier ist sicherlich noch viel "Anti-Ideologie-Arbeit" zu leisten. Was viele Lehrkräfte meist nicht wissen, ist, dass es gerade auch in Multiplexen Angebote für Schulen, wie z. B. ausgearbeitete Filmlisten zu den verschiedensten Themenbereichen und Sondervorstellungen gibt. Und das auch nicht erst, seitdem die Schulfilmwochen in nunmehr vier Bundesländern durchgeführt wurden/werden.
[Elke Esser](/person/dr-elke-esser), Geschäftsführerin [Cineropa](/company/cineropa)

Maßgeschneiderte Tipps
Bewegte Bilder sind allgegenwärtig. Daher kann man sicher mit mehr Berechtigung von der "Weltsprache" Film sprechen als von Englisch oder Chinesisch. Unsere Unterrichtsprojekte zu Kinofilmen machen anschaulich: Mit der "Sprache Film" ist es wie mit jeder anderen Sprache auch. Sie gewinnt an Reiz, wenn man ihre Codes durchschaut. Die Projekte zu Filmen wie "[Herr der Ringe](/movie/der-herr-der-ringe-die-gefaehrten)" oder "[Minority Report](/movie/minority-report)" bieten maßgeschneiderte didaktische Tipps an. Die Resonanz ist so groß, dass wir sicher sind: Kinoprojekte in der Schule erzie-hen zu neugierigem, aber kritischem Sehen. Vor allem müssen wir die Eltern motivieren, sich auf das "Abenteuer Medienerziehung" einzulassen. Unser Lehrer-Club "Ideenforum Schule" zeigt, was möglich ist: Die 6500 Mitglieder sind besonders engagierte Pädagoginnen und Pädagogen, die sich regelmäßig an unseren Kinoprojekten und an anderen Kampagnen beteiligen. Außerdem wird bei unseren Kinoprojekten eine Telefon-Hotline eingerichtet, um Klassenvorführungen problemlos zu organisieren.
Heinrich Kreibich, Geschäftsführer Stiftung Lesen
Verleiher müssen früher informieren
Medienunterricht halte ich für sehr wichtig. Lehrer und Schüler müssten sich stärker mit dem Medium Film auseinander setzen. Nicht nur, weil es immer wieder geradezu beängstigende Untersuchungen gibt, die sagen, dass viele Kinder mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen, als mit anderen Menschen zu reden. Medienunterricht sollte viel mehr sein als ein Klassenbesuch von "[Harry Potter](/movie/harry-potter-und-der-stein-der-weisen)". Im besten Fall kann der Unterricht zu Mündigkeit und Neugierde erziehen und so die Augen für qualitativ gutes Kino öffnen. So können Schüler und Lehrer den Reichtum der Filmgeschichte entdecken. In Sachen Medienkompetenz sollte man sich stärker in den anderen EU-Ländern umsehen, wie etwa in Großbritannien, wo es Unterrichtskassetten mit dem Titel "Reading Movies" zu filmischen Aspekten wie Schnitt, Erzählstil, Licht, Musik etc. gibt. In Deutschland sollten indes die Verleiher Angebote für Schulen/Lehrer weitaus viel früher entwickeln und anbieten, sodass wir bei geeigneten Filmen Lehrer schon zu den Pressevorstellungen einladen könnten. Wir beraten gern, werden aber selten gefragt.
[Matthias Elwardt](/person/matthias-elwardt), [Abaton-Kino Hamburg](/company/abaton-kino-betriebs-gmbh)

Verhältnis "Kino und Schule" aus Sicht der Beteiligten