Blickpunkt:Film

Kino

Blickpunkt Film: "Der Schuh des Manitu" - der erfolgreichste Film in Österreich. Wie kam es dazu?


Christian Langhammer: Ich glaube, der Film hat einfach den Nerv der Zeit getroffen: Wir haben die Leute in den Kinos mit dem Film glücklich gemacht. Es ist ja kein Spielfilm im herkömmlichen Sinn, sondern eine Aneinanderreihung von sehr guten Sketches. Jeder hat seinen Lieblingssketch und geht deshalb immer wieder rein: Unterhaltung mit Garantie. Und das Bayrische trifft den österreichischen Sinn für Humor mehr als der gängige deutsche Humor.


BF: Stehen Sie deutschen Produkten sonst grundsätzlich skeptisch gegenüber, da sie in der Regel in Österreich nicht so gut laufen?


CL: Skeptisch würde ich nicht sagen. Es ist einfach nicht von der Hand zu weisen, dass mehr nordlastige Filme bei uns nur selten funktionieren. Wir haben Output-Deals mit unseren Partnern in Deutschland und entscheiden im gemeinsamen Einvernehmen, was wir wie herausbringen.


BF: Wie steht es um Ihr Engagement für österreichische Filme?


CL: Wenn die an uns heran getragen werden, bringen wir sie auch ins Kino. Der letzte war "Der Ötztal-Mann", der über 100.000 Besucher erreichte, was für eine Spieldokumentation ein Riesenerfolg ist. In der Produktion oder Koproduktion von Filmen werden wir uns allerdings auch künftig nicht engagieren: Man soll nur das machen, was man versteht. Wir haben von Produktion keine Ahnung.


BF: Und wie sieht es - was den Kinobetrieb betrifft - mit der Expansion ins Ausland aus?


CL: Wir liebäugeln mit Kinos in Osteuropa, aber es gibt noch keine konkreten Pläne. Viele waren im Ausland nicht so erfolgreich wie ursprünglich geplant, da wollen wir uns keineswegs anschließen. Wir wollen abwarten, bis die erste Investitionswelle abgeebbt ist und die Preise billiger werden.


BF: Ihr Marktanteil in Österreich ist enorm - im vergangenen Jahr lag er wohl im Kinobetrieb 40 Prozent. In welchen Geschäftsbereichen sehen Sie dann überhaupt noch Potential zur Expansion?


CL: Wir haben in beiden Bereichen einen sehr schönen Marktanteil, über Prozente wollen wir allerdings nicht reden. 2000 waren wir Marktführer und durch "Der Schuh des Manitu" werden wir es auch heuer wieder werden.
HG: In den letzten Jahren fand bei Constantin eine starke Expansion statt. Jetzt wollen wir unsere Position festigen und neue Strategien entwickeln. Konsolidieren, nicht immer nur einkaufen, heißt die Devise. Dabei gibt es viele Bereiche, die es noch zu optimieren gilt: Bessere Serviceleistungen, mehr Kooperationen, mehr Partner.


CL: Man sieht das an den deutschen Kollegen. Ich schätze sie alle sehr, aber sie sind viel zu schnell gewachsen und jetzt fällt ihnen ihre eigene Größe auf den Kopf. Man kann auch aus Fehlern von anderen lernen.


BF: In Wien gibt es eindeutig zu viele Kinos, vor allem Multiplexe. Was ist Ihre Strategie?


CL: Wir haben in Wien bei den Großkinos drei Standorte. Da alle Multiplexe für den Besucher sehr gleich aussehen - gleiche Technik, gleiche amphitheatermäßige Anlage, Unterschiede nur in der Gastronomie - liegt unser Schwerpunkt in der Kundenbindung, mit bestimmten Programmen und erhöhtem Service.


HG: Die Cinplexx-Strategie ist, durch Aktionen ein eigenes Profil zu schaffen: Wir wollen die Besucher an unsere Kinos binden, ihnen eine individuelle Betreuung zukommen lassen. Dazu entwickeln wir mit den Verleihern Aktionen zum Startwochenende, wie das im November bei " [Harry Potter](/movie/harry-potter-und-der-stein-der-weisen)" sein wird. Da finden eigene Zauberworkshops statt, bei denen die Kinder von professionellen Magiern zaubern lernen können. Durch den Zusatznutzen für die Besucher schaffen wir einen höheren Marktanteil am Startwochenende. Doch dabei gilt es zu bedenken: Das bezahlen wir als Kinobetreiber allein, auch wenn die Werbung im Endeffekt dem Verleiher und den anderen Kinos ebenso nützt. Das sehen wir als den Unterschied zu den Mitbewerbern - der intensive Einsatz im Marketing auch im Kinobereich.


BF: Welche Rolle spielt dabei das Internet und Ihre Homepage [www.cineplexx.at](https://www.cineplexx.at)?


HG: Internet ist als billigstes Medium für die Kundenkommunikation ganz wichtig: Cineplexx.at ist inzwischen da größte Filmportal Österreichs, mit über vier Millionen Page-Impressions alleine im September und 85.000 registrierten Usern. Das bietet enormen Raum für die verschiedensten Marketingaktionen.


CL: Schon jetzt haben wir bis zu 30 Prozent der vorreservierten Karten übers Internet, bis Dezember wollen wir auch die Bezahlung übers Netz österreichweit ermöglichen: Dann entfallen die lästigen Wartezeiten an der Kasse, man holt die Kinokarte am Automaten oder bekommt sie an der Concession zu den Popcorn gleich dazu.

Interview mit Christian Langhammer und Harald Grabner über Strategien der Constantin Filmholding