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DVR: Wie kam es zu der Entscheidung, den Disney-Auftritt zu erneuern?

Thomas Menne: Es gab allgemein den Bedarf, den Auftritt zu verändern, weil er sich seit vielen Jahren nicht mehr verändert hat und Auffrischung brauchte, sowohl gegenüber dem Handel als auch gegenüber den Konsumenten. Daraus resultierten Maßnahmen wie das neue Display, das einerseits dem aktuellen Bedarf des Handels gerecht werden und andererseits auch die Marke noch stärker als bisher transportieren soll.

Bodo Rauscher: Es ist sehr wichtig, eine Marke ständig aktuell zu halten, besonders, wenn man sich als Marktführer im Familiensegment sieht. Wir haben den 100. Geburtstag von Walt Disney zum Anlass genommen, um uns ab der Veröffentlichung von "[Schneewittchen](/movie/schneewittchen-und-die-sieben-zwerge)" mit einem neuen, zeitgemäßen Auftritt zu präsentieren. Wir haben beispielsweise Walt Disney sehr prominent im Logo platziert. Die Video- und DVD-Box hebt sich jetzt deutlich von Wettbewerbern ab, die manchmal von Konsumenten mit Disney-Produkten verwechselt wurden. Unser neuer, hochwertiger Markenauftritt mit der Grundfarbe Nachtblau und den Sternen steht symbolisch für die grenzenlose Fantasiewelt der Marke Disney.
Klaus Schröder: Hinzu kamen praktische Aspekte. In der Vergangenheit haben wir mit einfachen Metallstellagen gearbeitet. Beim neuen Modell wurden aktuelle Marktveränderungen berücksichtigt. Da wir seit September letzten Jahres selbst DVDs veröffentlichen, arbeiten wir nicht mehr mit dem Begriff "Video", sondern mit "Home Entertainment". Nun haben wir die Möglichkeit, VHS-Videos und DVDs, aber auch Produkte unserer Schwesterfirma Disney Interactive im Rack unterzubringen. Das System ist so flexibel, dass auch andere Lizenzprodukte integriert und dem Handel unterschiedliche Größen zur Verfügung gestellt werden können.

DVR: Wo wird das Display in erster Linie eingesetzt?

Schröder: Priorität haben im Handel bislang die SB-Warenhäuser und größere Verbrauchermärkte. Alle anderen Handelspartner, die mit Buena Vista gemeinsam die Walt Disney Home Entertainment-Produkte permanent vermarkten möchten, können über bestimmte Kriterien, die durch ein Gespräch geklärt werden, ebenfalls hieran teilnehmen. Wir sind schon mitten in der Umsetzung; bis dato dürften um die 700 Outlets bestückt sein. Darunter finden sich neben den SB-Häusern einige Media- und ProMärkte, aber z. B. auch [Karstadt](/company/karstadt-warenhaus-gmbh)-Outlets. Allerdings haben die SB-Warenhäuser aufgrund ihrer Großflächen und der Kombination Food/Nonfood einen sehr wichtigen Stellenwert.

DVR: Gibt es einen Zielwert, wie viele Displays platziert werden sollen?

Schröder: Bis Jahresende bzw. Anfang 2002 wollen wir zwischen 1000 und 1200 Einheiten im Handel platziert haben. Damit wäre eine flächendeckende Repräsentanz in ländlichen Gebieten und in Großstädten gegeben.

DVR: Einige Handelspartner lehnen es grundsätzlich ab, fremde Regalsysteme zu übernehmen. Was geschieht dort mit den Disney-Produkten?

Schröder: Wenn der Handel unser System komplett ablehnt, respektieren wir dies natürlich. Es besteht aber die Möglichkeit, einzelne Regalelemente und Stopper in bestehende Warenträger zu integrieren. Das wird auch bereits aktiv betrieben.

DVR: Wie sieht es diesbezüglich im Discountmarkt aus?

Schröder: Der Discountbereich ist aus heutiger Sicht ausgeschlossen, weil er ein reines zeitlich befristetes Aktionsgeschäft mit ausgewählten Produkten im Nonfoodbereich durchführt.Wie bereits erwähnt, bieten wir jedoch eine Permanentplatzierung an, über das ganze Jahr hinweg mit Aktualisierungen und Änderungen. Solange die Discounter also nur Aktionen über beispielsweise vier Wochen fahren, ist unser System dort irrelevant.

DVR: Wird die Bestückung vorgegeben?

Schröder: Ja. Sie wird vorgegeben, wenn neue Produkte auf den Markt kommen, wenn wir Änderungen im Backprogramm vornehmen. Minium ist zweimal pro Jahr. Gepflegt werden die Racks entweder über unsere eigenen Verkäufer oder über unsere Merchandisingcrew PPD, die ausschließlich für BVHE arbeitet und damit mit der Disney-Philosophie mehr als vertraut sind.

DVR: Gibt es einen vorgegebenen Verteilerschlüssel für das Verhältnis VHS:DVD?

Schröder: Das richtet sich nach der Distribution. Wenn ein Handelspartner die DVD eines neuen Titels dauerhaft anbieten will, wird die Bestückung anders aus-sehen, als wenn er sie nur als Aktionsprodukt anbietet. Ferner hängt es davon ab, ob ein oder mehrere Walt Disney Home Entertainment-Racks im Handel platziert sind.

Menne: Sicher zielte Ihre Frage auch darauf ab, ob und inwiefern sich das Absatzverhältnis VHS:DVD zugunsten DVD verändert hat. Das ist natürlich titelabhängig. Die "[Dinosaurier](/movie/disneys-dinosaurier)" gehören zu den Top- und Must-Have-DVDs in Deutschland, hier ist das Verhältnis DVD:VHS ein völlig anderes als bei Titeln wie "[Pocahontas](/movie/pocahontas_9)". Die DVD ist aber alles in allem massiv auf dem Vormarsch, und das wird sich nicht mehr stoppen lassen.

DVR: Gibt es eine bestimmte Strategie für die Klassikervermarktung auf DVD, ähnlich wie bisher bei der VHS?

Menne: Selbstverständlich. Wir werden alles, was wir im Katalog haben, sukzessive neu auflegen. Schließlich gibt es von Seiten der Konsumenten eine gewaltige Nachfrage nach diesen Titeln.

Rauscher: Den bisher bekannten generellen Siebenjahresrhythmus haben wir etwas modifiziert, um uns den Anforderungen des Markts anzupassen. Wir haben weiterhin zehn "Kronjuwelen" im Tresor, die jeweils nach einem Zehnjahresmoratorium auf VHS und DVD veröffentlicht werden, darunter zeitlose Meisterwerke wie "Schneewittchen", "Dschungelbuch", "König der Löwen", "Aladdin", oder "Die Schöne und das Biest".

Markt verlangt ständige Anpassung

Wie man am Beispiel "Schneewittchen" mit der Präsentation durch Kai Pflaume, dem Spiel "Seppls wilde Jagd" etc. sehen kann, werden diese Titel auf DVD mit besonders aufwendigen und landes- bzw. zielgruppenspezifischen Extras ausgestattet. Die weiteren Meisterwerke werden wir als "Classics Edition" mit je vier themenorientiert ausgewählten Titeln im Viermonatsrhythmus veröffentlichen. Starten werden wir im Februar 2002 mit "Disney"s Zauber&Magie-Paket", drei Monate später kommen "Disneys spannende Abenteur". Während die DVD mit toller Ausstattung im gehobenen Preissegment angesiedelt ist, wird die VHS in der "Classics Edition" zu einem sehr attraktiven Preis positioniert, um dem Markt gerecht zu werden bzw. andere Käufergruppen anzusprechen.

DVR: Wie sehen die Preisstaffelungen künftig aus?

Schröder: Wir prüfen derzeit analog zur VHS auch bei der DVD eine vierte Preisstufe, die das Sortiment preislich nach unten abrunden soll. Unser Vertrieb wird zu gegebener Zeit hiermit auf den Handel zukommen. Die Produkte werden sich unter anderem von der Ausstattung her unterscheiden. Was den Konsumentenpreis angeht, so geben wir seit vielen Jahren keine Empfehlungen mehr, weil es sich hier um ein Marktregulativ handelt. Je mehr Orientierungshilfen man gibt, desto stärker nutzt dies der Handel, sich die Preise gegenseitig um die Ohren zu hauen.

Menne: Eins steht fest: Es gibt eine unglaubliche Nachfrage nach DVDs. Entsprechend werden wir auch die Preise gestalten. Die Strategie einiger Marktteilnehmer, die ihr Produkt so schnell wie möglich so billig wie möglich anbieten, lehnen wir ab, denn ganz banal ausgedrückt: Man muss auf dem hohen Preisniveau abschöpfen, so lange es geht. Unser Interesse ist es, den Preis für alle Beteiligten vernünftig zu gestalten. Bei anderen geht es manchmal ausschließlich um verkaufte Silberlinge. Das ist aber nicht unsere Konzeption.

Schröder: Wir haben es bei "Dinosaurier", der primär hochpreisig verkauft wurde, gesehen, dass damit sehr ordentliche Stückzahlen möglich sind.

Zur Sache: Der neue Disney-Handelsauftritt