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Film

Der österreichische Wettbewerbsbeitrag in Venedig

"Hundstage", der erste Spielfilm des Wiener Ausnahmedokumentarfilmers Ulrich Seidl ("Good News", "Models", "Tierische Liebe"), sorgte im Wettbewerb "Venezia 58" für kontroverse Reaktionen: Kritiker spendeten begeistert Beifall, die italienische Presse zeigte sich dagegen schockiert.

fh06.09.2001 15:27
Szenen einer Ehe: "Hundstage"
Szenen einer Ehe: "Hundstage"

Der 49-jährige Regisseur hat den Film in drei heißen Sommern - 1998, 1999 und 2000 - in Vorortsiedlungen um Wien gedreht, ausschließlich bei 37 Grad Celsius. Wenn manchmal die Grade nicht ganz reichten, wurde eingeheizt. Der Film ist ein Produktion der Wiener Allegro Film mit einer Kofinanzierung der deutsch-französischen Firma The Coproduction Office in Berlin, die auch den Weltvertrieb übernommen hat. "Hundstage" erzählt "Grauenvolles und Schönes über das Menschsein" (Seidl) und die Darsteller, hauptsächlich Laien, wurden von Ulrich Seidl angehalten, "aus ihrem eigenen Leben, ihrer Privatheit und Intimität etwas einzubringen". Der Wiener Autorenfilmer ist unerbittlich und kompromisslos in seinem Engagement für das Leben, von dem das Kino ein Teil ist. Es hat gewissermaßen die Funktion eines Spiegeleffekts. ",Hundstage' ist meine Sicht der Welt", sagt Seidl, "ein Spiegel unserer Gesellschaft, ein Film über die Enttäuschungen der verloren gegangenen Liebe, über den Wahnsinn des Normalen." Es ist interessant, dass der Seidl mit Dokumentarfilmen begonnen hat, der Wirklichkeit auf der Spur war im filmischen Erzählen, und nun den Übergang in die Fiktion gleichsam wie eine natürliche Weiterentwicklung vollzieht. Die Mischung aus professionellen Darstellern und Laien ist dabei symptomatisch, der Realismus steigert sich auf diese Weise ins Absurde. "Die Dreharbeiten folgten einer dokumentarischen Arbeitsweise. Mit meinen bisherigen so genannten Dokumentarfilmen - ich persönlich mache keinen Unterschied zwischen Dokumentarfilm und Spielfilm - bin ich auch an die Grenzen gestoßen. Aber nicht, was die Wahrheit betrifft. Ich habe vielmehr in stilistischer, ästhetischer und methodischer Hinsicht einen Grad der Perfektion erreicht, sodass ich mich nur noch wiederholen und permanent selbst zitieren konnte. Außerdem ist mit Dokumentarfilmen nur eine sehr begrenzte Auswertung im Kino möglich."

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